Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Das Deutsche Niich und feinr ringelnen Glieder. (April 16.) 105 
1ndern unser Wagenpark wurde sehr von Ocsterreich-Ungorn und Holland 
Anspruch genommen. 50000 Wagen waren an einem Stichtage mehr 
in Auslande als im Jahre vorher. Wie aber in einzelnen Falle von 
seiten der Interessenten vorgegangen wird, zeigt solgendes Schulbeispiel: 
Von einer Sielle wurden für einen Tag 55 gen angefordert, für den 
zweiten 90, für den dritten 118, für den vierten 115. Gestelt mr am 
ersten Tage 34 Wagen, dann 95. Als dann am nächsten Tage der ge- 
samte ungeoe Bedarf estelln werden konnte, bestellte * bue 
Firma sofort 60 Wagen ab. Unicre Judustrie zeigt sich a nig ge- 
neigt, den bejonderen Schwierigleiten, unter denen die alse eneg — 
mitunier zu leiden hat, Rechnung zu tragen. Die Sahwierigleiten waren 
im vergangenen Jahre ganz außerordentkliche, und man hätte sogar in 
diesem Falle ausdrücklich grriemnen können, daß die Berwaltung Ungewöhn- 
liches geleistet hak. Wir wollen für eine gleichmäßig e Vermehrung des 
genpartes sorgen. #ber wir sind außerstande, bei so außergewöhnlichen 
Vohümmuisen wie im vergangenen Herbste dafür zu sorgen, daß kein Wagen- 
zrngel, eintritt. Nach einer Bercchnung müßten wir daun mindestens für 
100 120 Millionen Mark Wagen mehr zur Beriügung haben, um für 
alle Gieee gerüstet zu sein. Wir haben den Tiwofthkoncode für 1911 mit 
13 Millonen für die Vermehrung des Wagenparks im Lerbst in We 
genommen, so daß wir am 1. April ein erhebliches Plus haiten. Das g# 
nügt natürlich gegenüber dieser ganz ungewöhnlichen Venleoseigerulng 
nicht unter allen Umständen, und wir traogen uns auch dereits mit dem 
Gedanken, im Einvernehmen mit dem Finanzminister den Kiosttionssonde 
wiederum und alebald für die Wagenbeichaffung in Anspruch zu nehme 
Wir wollen aber nicht schematisch nach einem bestimmten. Prozentsatz en 
Wagenpark vermehren, sondern nach den Verhältnissen. Die Eisenbahn- 
verwaltung den alles getan, was von ihr idch werden kann. Mit Fracht- 
ermäßigungen müssen wir vorsichtig vorgehen. Dozu muß ein wirklich 
dringendes ss Bedürfnis vorliegen. Die günstige Finanzlage 
ist noch kein Grund für Tarisermäßigungen, zumal dann auch das wirt- 
#alutsne Leben ngerordeneuuc günstig ist. Aber wo ein Bedürfnis vor- 
licgt, soll die Eendawerwatt Aueold Abhilse schaffen. Dieser grund- 
sätlichen Auffassung haben wir im vorigen Jahre in hervorragender Weise 
Rechnung getragen ven der schlechten Funermittelernte. Diese ihe 
war von erheblichster und Fchneidendser Bedeulung. Im Jahre 1 
werden wir voraussichtlich mit der Jubetriebnahme der Kanäle zu 
rechnen haben. Daß dies den Güräbehnen erhebliche Aussälle bringen wird, 
ist zweijellos. Hinzu kommen die Ermäßigungen für Erze und Nols, die 
wir der Mosel zugesagt haben. Angesichts dieier Maßnahmen, die zum Teil 
durchgeführt sind, zum Teil in Aussicht siehen, müssen wir vorsichtig ver. 
walien. Ich fühle mich durchaus als Verkehrominister, habe aber als Slaato- 
minister auch die allgemeinen sinanzpolitischen Gesichtspunkte zu berück- 
lichtigen. Die Ermäsigung der Abfsertigungogrbühren wird den Interesjem#e#n 
einen Vorteil von 10 Millionen Marl v niühren. Der MRohitviitarii ist heute 
bereits ein Stofielari. Ich halic es für richtiger, dort stark einzugreifen, 
ein Bedürfnis nach gu n Tari#imasnahmen vorlient, wic es 
Hbelscheesten der Fal w Das ist zweckmaßiger, als mit allgemeinen 
Ermäßigungen orhanehn. m binte deshalb, die — — 
tarijs vorlaufig ausunichalten, damit wir nicht elwa, wie es in Oesterreich- 
Ungarn wiederholt der Fall war, plotzlich ge. Wungen werden, die Tarise 
in die Höhe zu setzen, weil sonst die nörige Rente ausbleiben würde. Der 
ildung neuer Wagenmps sicht die Verwaliung grundian#ich abgeneigt 
gegenÜber, denn diese Maßnahme würde auf den großen Rangierbahnhoien
	        
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