Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

122 Hes Perise Neick und seinr einsein#s Glirder. (April 23.) 
Mann dem Aberschwange dessen, was in ign Verbänden zutage trat, zu 
steuern. (Beisall rechts, Unruhe bei den Sd.) Der Ausgangspunkt für 
die Verstärkung irr Flone und des Heeres *J ja in den Marokkowirren;: 
blitartig ist domals die internalionale Gefahr vor unseren Au — 
schienen. Insolge der Entwicklung dieser Affäre ist „weisellen in Fe#nkreich 
der nationale uuvinismus masr gewachsen. Erkennt man 
als Föchg en, so muß man auch für Deanf schland die Konsequenz gieder 
und darf die Vörbereigungen 44 den Verteidigungskrieg nicht in sentimen- 
baier Weise umterassen. chie Entscheidung in einem Weltkrieg wird immer 
gem Kontinent sa 
. Dr. Mü iter ein en (Fortschr. Bp.): Die Prüfung der 
Frage, ol 6 sich im letzten Johr die Situation so geundsädlich' geändert hat, 
ist Wrnsth diese nervose r — ausierordentlich erschwert. Wir 
haben mit großer Genugtuung bemerkt die praktischen Bemühungen eines 
hochangesehenen e des englischen Kabinctts, die Aeigesachen, 1r 
applanieren und damit zu vermindern. Ich nehme an, daß diese 
wicklung der Dinge dut die kehigen Vorlagen nicht gestört wird, E0 
gestort werden kann und darf. Niemals hat der Reichskanzler so die 
freudige Zoslimmuns der erdrückenden Mehrheit des Parlaments Feiunden 
wie damals, als er uns hier von den Verhandlungen mit 
Mineilung tealech hat. Da wäre es im höchsten Grade bewunerlich wenn 
diese Verhandlungen mit En ngland, wie es jetzt in der Presse heißt, auf 
dem toten Punkt angelangt wären. Diese unverantworkliche Hineinhetzung 
der Völker Europas in einen gewissermaßen volkerpsychologischen auto- 
suggestiven Zustand macht eine gewaltsame Lölung dieser Spannung ganz 
unvermeidlich. Diese fanalischen Minderheiten, auf die der Reichskanzler 
gestern anspielte, lehnen wir auf dieijer Seite ab, die sitzen viel näher beim 
Reichskanzter. Wir haben das Vertrauen zur Vernunit der Völker, daß 
sie mit diesem Krankheitszustand auch fertig werden. Wir haben es gerade 
deshalb im Herbst sehr begrüßt, daß der Reichskanzier dem Herrn v. Heyde- 
brand gezeigt hat, als er den Versuch machte, diese Dinge zur weltvoli- 
lischen Spekulation zu benuten, daß es der deutschen Regierung bitlerer 
Denst ist mit der Aufrechterhaltung eines ehrlichen und selbstbewußtlen 
Friedens. Aber wir haben doch den Eindruck, und auch Herr Bassermann 
schien darauf anzuspielen, als ob die allgemeine Nerwosilät auch die Kreise 
der demischen Reicheregierung ergriffen hötte. Die Flolte und die Armce 
haben sich eben immer mehr in die Meinung hineingelebt, daß sie auf alle 
keon ich eir überhaupt auf Jahre hinaus, geradezu einen nsttaihe 
ehgenipruch oder - moralischen Anspruch besäßen. Das ergibt sich 
auch sch den Ausfjührungen der Denkschrist über die Zlerseue, 
und den (Granstha#strmorl. Also alle die Voraueseungen, mit denen der 
Staatssekretär seine Ansichten begründek, sind heute schon ins Wanken 
geraten und werden in den nächsten Jahren von zwierer Heeres- und 
Floenverwaltung noch weiter ins Wanken gebracht werden. Die vier 
* Grundiäte, die im Jahre 1910 die irgeneneonion der da- 
noch der iebige Ministerpräsident von Bayern, Freiherr v. Heling. 
rannah aufgeitellt ha#, bestehen heute nicht mehr. Namentlich ist der 
Grundian durchbrochen, daß die Ueberichüsse zur erhöhlen Tilgung der 
Reichsschulden verwandt werden follten. Man verwendet sie für lansende 
Ausgaben. Das lieste sich vielleicht unter normalen Berhälmmissen recht- 
ferligen, aber wir haben die Umerlassungsfünden unserer Finanzwirtschaft 
jeit 30 Jahren wenigstens einigermoßen wieder gut zu machen. 1910 haben 
wir unsere Schulden mit pavierenen Rejolutionen getilgt. Jett haben wir 
zum ersien Male die Moglichteit zu einer wesentlichen ba nach 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.