6 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 18.)
kann den Wählern der Zentrumspartei nur empfohlen werden, Überall da,
wo nicht von Seiten der örtlichen Parteileitung bindende Abmachungen
über gleichwertige Gegenleistungen getroffen sind, liberalen Kandidaten
gegenüber strikteste Wahlenthaltung zu üben."
18. Januar. Stichwahlparole der Sozialdemokraten.
Die politische Situation macht es zur gebieterischen Notwendigkeit,
bei den Stichwahlen alles daran zu setzen, um den schwarz-blauen Block zu
zertrümmern. Wir sind überzeugt, daß die Parteigenossen mit derselben
Wucht, mit der sie bei der Hauptwahl den Kampf mit so glänzendem
Erfolge geführt haben, auch in der Stichwahl die Reaktion siegreich nieder-
zuzwingen wissen werden. Soll das augenblickliche politische Ziel erreicht
werden, so müssen die Parteigenossen ferner überall da, wo sie zwischen
gegnerischen Kandidaten zu wählen haben, denjenigen unterstützen, der die
Zenenser Bedingungen angenommen hat. In erster Linie haben sie in
diesem Fall für den Forrschrittler einzutreten. Unter keinen Umständen darf
eine sozialdemokratische Stimme für die Konservativen oder das Zentrum
für die Reichspartei oder die Wirtschaftliche Vereinigung abgegeben werden.
Nieder mit dem schwarz-blauen Block!"
18. Januar. (Sachsen.) Erste Kammer. Finanzminister
v. Seydewiß teilt mit, daß die Regierung 25 Mill. Mark aufwenden
wolle, um die im Staate gelegenen Kohlenfelder, besonders für Stein-
kohle, zu erwerben.
18. Januar. Die Taktik der früheren Kartellparteien für
die Stichwahlen
Konservative Korrespondenz“ bringt folgende parteioffizielle
Mitteilung: „Der Zentralvorstand der deutschkonservativen Partei
ist in den letzten Tagen unter Mitwirkung der Riegierung bemüht gewesen,
unter den bürgerlichen Parteien eine Verständigung über gemeinsames
Handeln bei den bevorstehenden Stichwahlen gegenüber der Sozialdemokratie
auf allgemeiner und breiter Grundlage zustande zu bringen. Leider ist
dieses Vorhaben trotz dem gewaltigen Ernste der gegenwärtigen Lage an
dem mangelnden Entgegenkommen der Fortschrittspartei gescheitert. Wir
müssen daher unsere Wahlkreisvorsitzenden und alle Parteifreunde im Lande
auffordern, in der Stichwahl dort, wo nicht Sonderabkommen zwischen
einzelnen Kreisen auf ausreichend gesicherter Grundlage vollwertiger Gegenleistung
zustande kommen sollten, gegenüber den liberalen Kandidaten, die
sich nicht ausdrücklich zu einem Eintreten gegen jede Schwächung der ver-
fassungsmäßigen Rechte der Kaisergewalt, für völlige Sicherung eines aus-
reichenden Zollichutes für Landwirtschaft und Industrie und für Sicherung
der bürgerlichen Gesellschaft und des einzelnen gegen den Terrorismus der
Sozialdemokratie verpflichten, Stimmenthaltung zu empfehlen und aus-
zuüben
Der Bund der Landwirte empfiehlt seinen Freunden, „sich der
Stellungnahme der rechtsstehenden Parteien anzuschließen und im Interesse
der Zukunft überall da Wahlenthaltung eintreten zu lassen, wo gleichwertige
Kompensationen nicht erreicht werden“
Die Fortschrittliche Volkspartei gibt die Parole aus: „Keine
Stimme für ein Mitglied des Zentrums oder der Rechtsparteien.“
Für die Nationalliberalen wird die Ausgabe einer Stichwahl-
parole den einzelnen Landesorganisationen anheimgestellt Auch zwischen