Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

H# etsche Krich uh seim eimelsen Glirder. (Juli 25.—31.) 199 
25. Juli. (Bayern.) In der Reichsratskammer greift die 
Oppofttion bei der Beratung des Etats des Ministeriums des Innern 
die baltung des Kabinetts Hertling an. 
ras Törring verurteilt die Stellung der Regierung zu der 
Jesatehe als dem konfessionellen aaeden, abträglich. Die Feuerbestattung 
hätte lieber geregell werden sollen, stott daß sich die Regierung prinzipiell 
dagegen stellt. Graf Crailsheim 5 t es als schweren staaksmännischen 
hler, daß vor dem Erlaß über die Jesuitenfrage nicht erst die Entscheidung 
des Bundesrats angerusen und abgewartet wurde. Nun * Boern Mühe. 
sich ohne Schaden in seinem Ansehen aus der Affäre zu 
26. Juli. (Dresden.) Der sächsische Junterinihn rr. v. Otto, 
Vorsitender im Staatsministerium, 1. 60 Jahre alt. 
27. Juli. (Berlin.) Das Luftschiff „Schütte-Lanz“ trifft, 
von Mannheim kommend, ein. 
28. Juli. (Binz a. Rügen.) Die Landungsbrücke, auf der 
sich in Erwartung des Greifswalder Dampfers „Kronprinz Wilhelm“ 
viele Personen versammelt hatten, stürzt ein. Von den elwa 100 Per- 
sonen, die dabei ins Wasser fielen, ertrinken 14. 
kG.Juli. (Sachsen-Weimar.) Die Großherzogin Feodora 
wird in Schloß Wilhelmsthal von einem Sohne, dem Thronfolger, 
entbunden. 
29. Juli. (Gera, Reuß j. L.) Die Regierung lehnte zum 
dritten Male die Bestätigung der zwei sozialdemokralischen Stadt- 
räte ab und droht bei gleichartiger weiterer Wahl die kommissarische 
Besetzung der Stellen an. 
39. Juli. (Köln a. Rh.) Kardinalerzbischof Dr. Antonius 
Fischer k. 72 Jahre alt. 
S1. Juli. (Bayern.) Erregte Debatte in der Reichsrats- 
kammer über den Jefuitenerlaß. 
Törring bezeichnet die Haltung und das Vorgehen der Ne 
gierung in der Je suilenfrage als einen schweren laltijchen Fehler. Die An- 
gelegenheit sei eine bedemende BWamage für Bavern. Die groi#c Mehrheit 
des bauerischen Volles wolle nichts von der Rücklehr der Jriniten wisien, 
nicht einmal der katholüsche Alerus. Die Dilie, die die banerische Regierung 
gegen die Jejuiten verjagt habe, mülse jent vom Reich neiordert werden. 
Hoffentlich überhörc man diesen Riui nicht. Mmiiterprasident Freiherr 
V Dertling bestreitetj, daß die Regierung taktiich falich ovorgegangen. iei. 
m Reich zu rusen, sei gar nicht norig. Das habe die Regierung 
sean schon getan. Von einer Blamage konne nicht die ede iein, auch 
nicht, wenn die Enticheidung jür Baneru ungünntig ausjalle. Prinz Georg 
von Bauern. ein Enkel des NRegenen und des Naisers Franz Joseph, be- 
gehen als bedauerlich und bedenklich. Die Setbitändigleit Banerns sei für 
ihn zu hochstchend, als dan man Dilse von außen erilehen musse. Reicherat 
Universitätsproseisor v. Schanz Würzburg veruricilt das Vorgenen der
	        
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