204 Has Befr Reich und seinr cinnelnrn Glicher. (August 24. 26.)
24. August. (Wilhelmshöhe.) Durch eine Anschwellung
der rechten Halsseite und der Gaumenmandel ist der Koaiser ge-
nötigt, den Manöverfestlichkeiten in Provinz und Königreich Sachsen
fernzubleiben und den Kronprinzen mit seiner Vertretung zu be-
auftragen.
26. August. (Merseburg.) Beim Festmahl im Ständehaus
verliest uer Kronprinz eine kaiserliche Botschaft.
i#t schmerzlichem Bedauern muß ich mit Ihrer Majestär der Kaiserin
und acnn auf ärz#lichen Rat auf den Besuch der Provinz Sochsen und
Merseburgs verzichten. Es wäre mir eine herzliche Freude geweien, an-
läßlich der Besichtigung der wassentüchtigen Söhne meiner jsächsischen Lande
und der Altmark einige Tage wieder unter der arbeitiamen Bevölkerung
der Provinz Sochsen leben und ihren würdigen Ziepräientanten auf histo-
rüschem Boden in Merieburg näher kreten zu können. Tausendjährige Er-
innerung dentscher Bergangenheit knüpit sich an diese denkwürdige Stätte.
n jüngst sind hier wieder Baureste zutage geireten, die uns von dem
Wirken des rinerlichen ersten deutschen Naiiers Leinrich I. Kunde gaben
und Erinnerungen an die wechielvollen Schickfale der einstigen kaiserlichen
Pfalz, des Lieblingsausenthalts der demschen naiser und der späleren Resi-
denz der Herzöge von Sachsen-Merieburg, wecken. Nicht immer sind es
freundliche Bilder, die aus der Geschichte der einzelnen Teile der jehigen
roving Sachsen vor unsere Augen treten. Schwere Stürme und Kriegs-
nöte sind im Lonie der Johrhunderte über diese r hingezogen. Von
gen Zeiten an, wo das Christentum hier Boden fasue, bis zu den ver-
heerenden iderunen und Brandichabzungen des dreißigjährigen Kricges
und den Jahren der schwer auf den demschen Landen lastenden Fremd-
herrichaft. Vorüber sind, Gon sei ce gedankt, die Zeiten demicher Jerrissen-
heit und fremder Einmischung. In gemeinfamer Abwehr dußerer Feinde
s#anden sich die deulichen Stämme unter Preustens Führung au bluriger
Wolstan zufammen und schufen ein iestgeisgtes, iu Lande und zu Wasser
wehrhaftes Deutiches Reich. Auch die Sohne dieier Provinz haben dabei
mit ihrem #t ihre Treue besicgelt und mannhaft dazn mitgewirkt,
dos Fundamem für einen gesunden Auf- und Ausban des demischen Vater-
landes zu ichaisen. Daß in der Folge auch die Provins und der Wohl-
stand ihrer Bevölkerung' eine ungrahne Eutwickelung **- btat. erfüllt
mein landeovaterliches Herz mit beionderer Freude. Mit R d Hand
in sleißig gearbeite, worden, dem Boden seine reichen 2 an r—mier
Salzen und Erzen zu entreißen und die geiegnete Fruchtbarkeit ihrer Felder
und Auen dem Ganzen nunbar zu machen. Die vorbildliche Arbeit ihrer
Landwirte und ihr unermüdliches Streben nach Vervonlaus#g# des Be-
triebes und der rolionellen Verwertung der Bodenerzeugniise haben in der
jeuigen Ouhe der vemichen Landwirtichaft und ihrer Indunrrien einen er-
heblichen Ameeil. Moge es der Provinz Sachsen beschieden sein, auch sermer
sich auf allen Gebieten des wirtichaftuchen und geistigen Lebens erfolgreich
au belätigen und in der Treue zu Uönig und tern ud binter keinem
anderen Teile der Monarchie zurückenstehen. . . Mit diesem Wunsche ent-
biele ich der Provinz meinen warmiten landesbötersichen wee. Wilhelm R.“
26. August. (Preußen.) In den „Sozialistischen Monats-
heften“ hat Abg. Eduard Bernstein eine übersicht über die Vor-