290 Die I###reichisch-ungerischr Menarhir. (April 13.—22.)
13. April. (Laibach.) Die liberale Presse verlangt von den
staatlichen Organen Einschreiten gegen das ärgerniserregende Wirken
des Fürstbischofs Dr. Jeglic, der wiederum in seiner Broschüre „Er-
ziehungslehren für Eltern“ sich in gewagter Weise mit dem sexuellen
Problem beschäftigt.
16. April. (Ungarn.) Das Ministerium nimmt seine De-
mission, weil die Regierung unter den gegebenen Verhältnissen nicht
mehr das nötige Prestige besitzt, um einen Kampf im Abgeordneten-
hause durchzuführen, und auch nicht einen glatten Verlauf der für
die nächsle Woche anberaumten Session der Delegationen zu ge-
währleisten r-
Als E ung für diesen Schrilt wird in der ungarischen
Press e da tat-f hingewiesen daß in den Kreisen der Regierungspartei eine
Schwierigfeiuen. dei der Bewilligung des gemeinsamen Budgeis entstehen.
. auszuweichen, verlangte Khuen in der Sonmogsaudienz
den Rücktritt der“ #e el der aber abgelehnt wurde. Mitbestimmend
lür den Rücktrin des Grafen #huen-Hedervary war auch der Umstand, daß
er sich von dem jüngsten Handschreiden des Königs den Erfolg versprach,
es werde auf die Obstruktion der Msthvartei gegen die Wehrvorlage doch
etwas mäßigend eimwirken. Dieser Erfolg ist jedoch nicht nur vollständis
ausgeblieben, sondern man heben noch die Negierung mit Bormw#
sie habe die Krone unnützerweise in eine Tagesfrage hineingezerrt. -ms
verübelt man dem Grasen Khuen, daß er die Gerüchte von einer eventuellen
Abdankung des nönigs mit zu grohem Aplomb in die Welt geseßt habe.
Die Herrschaft uhnens in der Regierungepariei erscheint dadurch erschüert:
er konnte es nicht mehr durchienen. daß die Partei sich dem uriegeminister
gefügig erweise. In der Partei hat Graf Stephan Tiszo die Führung an
sich gerissen. Er war es, nte iũngit in oncuen Parteilonjerenz siegen den
Kriegsminister losdonnerte. Man glaubt, er kat dies auf Einstüsterungen
Ahnens, welcher sicher ehm. der Atehsnnimster werde in der nächsten
Delegarion nicht mehr erscheinen
17. April. (ungarn) Die Demission des Kabinetts wird
nach einstündiger Audienz des Grasen Khuen--Hödervary „in Würdi-
gung der vorgebrachten Gründe“ angenommen.
19. April. (Ungarn.) Der bisherige Finanzminister Lukacs
wird zum Ministerpräsidenten ernannt.
Er nimmt seine bisherigen Kollegen fast sämtlich in sein Kabinet
diunte und übernimmt selbst das Ministerium des Junern und das um
die Person Seiner Maiestät. Finanzminister wird der Staatssekretär
Teleszko, Chei der Ministerialabteilung für Kroatien, Slavonien und
Dalmatien wird Ritter von Josipovich.
22. April. (Innsbruck.) Auf dem Bahnhofszollamt wurden
zwei aus Lübeck kommende, an die Artilleriedirektion in Rom adres-