Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Die lertriqisq ·agatise Neaatqhit. (Dezeniber 20. -28.) 313 
demokratischen Abgeordneten Schuhmaier, der ihn erotischer Ver- 
fehlungen zieh, auf seinen Posten verzichtet und gegen Schuhmaier 
die Ehrenbeleidigungsklage angestrengt. 
20. Dezember. (Cisleithanien.) Das Abgeordnetenhaus 
nimmt das Kriegsleistungsgeseh in dritter Lesung mit 250 gegen 
116 Stimmen nach 55stündiger Sithung an. 
23. Dezember. (Wien.) Als Nachfolger des gurückgetretenen 
Dr. Neumayer wird der frllhere Handelsminister Iv. Weiskirchner 
mit 126 von 155 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. 
24. Dezember. (Wien.) Das Herrenhausmitglied Fürst Georg 
Cgartor#ski f. 84 Jahre alt. 
28. Dezember. (Cisleithanien.) Abgeordnetenkammer. 
Aus der Rede des Finanzministers über die Schädigungen, welche 
die öflerreichisch= ungarische Volkswirtschaft durch den Balkankrieg 
erleidet: 
reise der Industrie, die an der Ausfuhr nach den Baikon- 
ländern m sind, werden betrossen. Diese Ausfuhr riß so plötzlich ab, 
daß rollende Waren uuterwege zurückbefördert werden mußten. Durch die 
Dekretierung der Moratorien in den krieginhrenden Stoaten, mit Ausnahme 
der Türkei, wurden — die Außenstände unserer Indastrie am Balkan 
ür längere Zeit uneinbringlich. Am meisten lint darumer unfere Textil= 
ndustric, namentlich die Baumwollenindustrie. Es musiien namhaste Ein- 
schränkungen in einigen Vetrirben vorgenommen werden, und es sind alle 
Arbeni und Hiljsinduitrien i in Milleidenschaft gezogen. Die Ballanverhälmiüsse 
östen aber auch eine allgemeine Unsicherheit ans, die munächn eine ziemlich 
uinesuse Einichränkung des IJulandsverbrauche zur Folge hatte, worunter 
alle Industrien mit wenigen Ausnahmen Gcmpfindlich zu leiden hatten. Noch 
härter wurde unsere Volkswirkschaft getrossen durch die starle und zweijellos 
übertriebene Kündigung von gewahrten Aredilen und die Sistierung neuer 
Rredilgewãhrungen. wodurch die jeit virlen Monalen herrschende Anspannung 
im Ge aun Rreditmarlte fehr verscharst wurde. 
ärgste Gesahr drohte unierer Wirtchaft von der plötzlichen und 
in rinigen O##en gerabetn stürmischen Absiehung der Einlagen von den 
Sparkaissen. Dank der von dem Finanzminister im Einoerurhmen mit der 
österreichtich. lisrchen Bank — Manznahmen habe sich bei keinem 
einzigen Instiinte eine wirkliche Slockung bei der Rückzahlung der Einlagen 
ergeben, tropdem dieie Rückiahlungen bisher einen ungcahnten Umsang an- 
genommen härten. Der Mininer verwies darauf, dan die Unsicherheit der 
Lage in Galizien und in der Bulowina die schwersie Unsicherheilt nach sich 
d#eiegen habe. Tros der großen Schwierigkeite eän auf dem Gebiete des #redil- 
weiens har- sich der gali ziiche nauimann- und Gewerbestond fehr wacker 
grhalten. Der Vorwuri, das ieitens der Banken und der Vanküilialen 
Kredi#kündigungen und Reslrivtionen ohne Rücksicht auf die Verhältniise 
vorgekommen seien, scheine nur in vereinzelten Fällen begründet zu sein. 
In der gegemvärtigen urise snd sehr tröstende Lichblicke zu verzeichnen. 
Vor allem hat sich die Tätigkeit des Noteninstituis aufs beste bewahrk. 
Die österreichisch-ungarische Bank ist ihrer Aufgabe vollkommen gerecht ge- 
 
	        
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