Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Kukland. Mai 8.—Juni 7.) 129 
8. Mai. Auf dem Panzerschiff „Zesarewitsch“, das vor Svea- 
borg ankerte, hat die Mannschaft gemeutert. 60 Matrosen wurden 
verhaftet. 
9. und 19. Mai. Wegen Meuterei werden zahlreiche Matrosen 
des Panzerschiffes „Zesarewitsch“ und des Kreuzers „RNurik“ in 
Helfingfors verhastet. 
5. Mai. Der Stand der Staatsfinanzen. 
n Jahre 1911 betrugen die Staatseinnahmen 2953, die Staals= 
Fisgebe 2790, der Geisamtüberischuß 934 Millionen Rubel. Der freie 
Varbesland der Aechsrrucel bezifferte sich am 1. Jannar 1912 auf 441 
Minionen. 
19. Mai. Die „Nowoje Wremja“ Über die Ursachen der 
Unzufriedenheit Rußlands mit dem französischen Botschafter Louis. 
fte habe sich den Bedingungen widersetzt, die Rußland an die Be- 
teiligung bei der chinesischen Anleihe knüpste. So habe lich unter dem 
Druck Englands und Frankreichs Ruhland genstigt gesehen, seine Anjprüche 
auf Anerkennung seiner Sonderinteressen und Sonderrechte in China auf- 
zugeben und sich den übrigen Mächten anzuschließen. 
25. Mai. (Kiew.) Die Staatsanwaltschaft hat die als ab- 
geschlossen erklärte Untersuchung Über die Ermordung des Knaben 
Juschtschinski wieder aufgenommen. 
25. Mai. Der preußische Grenzkommissar Hauptmann a. D. 
Dreßler wird nach fünkwöchiger Gefangenschaft in Suwalki frei- 
gelassen. 
6. Juni. (Duma.) Annahme eines Gesetzentwurfes über die 
Zulassung der Frauen zur Rechtsanwaltschaft. 
7. Juni. (Duma.) In der Budgetkommisfion verteidigt 
Kokowzew das Flottenbauprogramm, das für die Jahre 1912 bis 
1916 502 Millionen Nubel für Neudauten und Ausbau der Häfen 
und 783 Millionen zur Vollendung der im Bau begriffenen Schiffe 
und für laufende Ausgaben beansprucht. 
i selbst sprach dreimal und suchte nachzuweisen, daß die Ducch- 
süenn v5½% Schifbauprogramms die russischen Finanzen nicht erschüne 
würde. Die Ausgaben würden voraussichtlich aus den Ueberschüssen edech 
werden können. Der Marineminister behauptete, Rußland dürfe lich 
nicht mit einer bloßen Verteidigungsslotte begnügen, jondern müsie eine 
Heet Flotte beben die auch für den Angriff tauglich wäre. Der Minister 
Aeußeren fügte hinzu, eine starke Flote werde die Bündnisfähigkeit 
ze aböhen. Der Gehilfe des Kriegsministers Wernander erklärte, 
die Landarmee könne nur mit W der Flotte eine feindliche 
Landung in Rußland verhindern. — Die Vorf riage wird tags darauf unter 
Streichung von 71 Millionen für Ausbau der Häsen mit 26 gegen 19 
Stimmen angenommen.
	        
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