Kaßlan). (uni 24.—Juli 6.) 431
24. Juni. Zum Botschafter in Berlin wird der Gesandte
in Athen, Staatsrat Swerwejew, ernannt.
25. Juni. Zum Gesandten in Cetinje wird der ehemalige
Direktor der Petersburger Telegraphenagentur v. Giers ernannt.
25. Juni. (Warschau.) Der Hauptmann Tir Chazarow,
ein Armenier, verwundet den General Leopold von den Brinken,
Kommandeur des Peterzburger Garderegiments König Friedrich
Wilhelm III., und erschießt sich selbst.
26. Juni. Die ruffische Gesandtschaft in Darmstadt ermächtigt
die „Darmstädter Zeitung“, das Gerücht von einer angeblichen
tuberkulösen Erkrankung des rusfischen Thronfolgers als vollständig
unbegründet zu dementieren.
29. Juni. Der Reichsrat nimmt die Wehrpflichtvorlage in
der Fafsung der Duma an.
3. Juli. (Peterhof.) Der Zar fährt nebst Familie an Bord
seiner Bacht „Standart“ unter Begleitung der Jacht „Polarnaja
Swesda“ und von fünf Torpedobooten nach Baltischport ab.
4. Juli. Der Reichsrat genehmigt die Flottenvorlage in der
Faffung der Duma.
4.—6. Juli. (Baltischport.) Zusammenkunft des Kaisers
Wilhelm mit dem Zaren.
Ueber das SErgehnis, der Koiserzusommenkunft wird folgendes amt-
liche Concurigue ausgegeben:
e Begegnung Mojen t des Kaisers und Königs mit Sr.
Moajestäi dem Kaiser von Rußland ktiug einen besonders herzlichen Charakter
und bildete einen neuen Beweis für die Freundschaftsbe#ehungen, welche
die beiden Herricher seit langen Jahren verbinden. Der Gedanken-
austausch, welcher aus diesem Anlaß zwischen den in der *
Ihrer Majestäten befindlichen Staatsmännern stallgesunden hot, ergab
neue den festen Entichluß, die Koischen beiden Ländern beslehenden alahl.
würdigen Traditionen hochguhalten. Die volilischen Aussprachen, die si
auf sämtliche Tagcsfragen erstreckten, haden beiderseits die Urbhergeugung
befestigt, daß es für die Interessen der beiden Nachbarreiche und des
gemeinen Friedeus dauerud von der hochsten Bedeutung bleibt, die —"
seitige auf gegenseitigem Vertraucn beruhende Fühlungnahme aufrecht-
zuerhalten. Es konme sich weder um neue Abmachungen hondeln, da
hierzu ein besonderer Anlaß nicht vorlag, noch auch darum. irgendwelche
Aeuderungen in der Gruppierung der europäischen Mächte Herbeizussbren.
deren Wert für die Aufrechterhallung des Gleichgewichts und des Friede
sich bereits erprobt hat. Die Begegnung von Baltischport kann daher *
vollem Recht allenthalben mit Genugiunng begrüßt werden; denn während
sie einerseits die jeste und dauernde Freundschaft zwischen Deuichland und
Rußlaud bezeugt, bedentet sie andererseits auch einen beredien Ausdruck
der friedlichen Grundrichtungen, weiche die Politik beider Reiche in gleichem
Maßc bestimmen.“