Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Kaßland. (Cliober 26.—31.) 435 
außerordentlichen Einnahmen werden auf Willionen Rubel geschätzt, 
die auherordentlichen Ausgaben auf 220622756 Rubel. Zur Deckung der 
letzteren ist eine Anleihe von 29264 133 Rubel t 
26. Oktober. Aus Anlaß des Selbstmordes des Admirals 
Tschagin, Kommandanten der kaiserlichen Yacht „Standart“, be- 
richtet die Londoner „Daily Mail“, daß der Großfürst Thronfolger 
von Revolutionären an Bord des „Standart“ verwundet worden 
sei und daß der Kapitän sein dem Zaren verpfändetes Wort, daß 
die Revolutionäre bei diesem Unfall nicht die Hand im Spiele 
hatten, widerrusen mußte. 
den vielen Bersionen über den Unfall des Thronsolgers, die 
von der Polizei verbreitet werden, findet keine Glauben (s. 4. November?). 
atober, Das Ergebnis der Vorwahlen für die Duma. 
d 5012 Wahlmänner gewählt worden. Davon sind 2542 
Nasionalchenen à gehören der gemäßigten Rechten an, 247 sind russische 
Nauionalisten, dn unabhängige Nationalisten, 508 Oktobriste gen und Pro- 
greisisten, 424 Kadeiten und 313 Wilde, die anderen politischen Gruppen 
sind nur ichwach repräsentiert. Die Bertreter jeder dieser Gruppen stellen 
hochstcus 1 v. H. der Gesamtzahl der Wahlmänner dar. Die Nechte erzielte 
eine Maijoritãt in 20 Goubernemenis, die Nationalisten und Oppositionellen 
hatten in je 8 Gouvernements eine Mojorität. In 15 Gouvernemems 
hängt der Wahlansgang von den Oktobristen ab. Ir Sibirien, dem Kaukasus 
und in Polen achört dienu lsient wie früher den Oppositionsparkeien, 
deren Vertreter in der Mehrzahl einheimische Nationalisten sind. — Der 
Führer der Oklobristen Gutschkow ist nicht wieder gewählt worden. 
Sl. Oltober. Eine Auslassung Ssasonows üÜber die neue Lage 
auf dem Balkan erscheint im „Rußkoje Slowo“: 
Vor Ausbruch des Krieges haben alle Großmächte gemeinsam be- 
schlossen, eine Aenderung des Status duc nicht zuzulassen. Es lag 
aber auf leiner der Mächte eine beioudere Verpilichtuug, altiv eine Ver- 
gräßerung der Terrikorien der Ballanstaaten zu hindern. Wenn daher die 
Nonwrudigleit entstehen sollte, irgend eine Bolkanmacht in Wirklichkeit zu 
hindern, iremdes Gebiet zu behalten, io müßten die Großmächte sich einzeln 
hierüber bejonders verstäudigen. Die Siege der Baltanstaaten haben 
eine neue Lage geschaffen, mit der n man oichnen muß. Diese Siege 
lind tiei in das Bewußtiein der enropäischen Gejsellichaft eingedrungen, 
das bewrist die übereinstimmende Halliung fan der gesomten zusüschen 
und auglandischen Presse. Die österreichische Presie buldet in dieser e- 
Sichung keine Ausnahme. In Anbetracht des jesten Emichlur#ies aller en 
bä#chen Mächte, mit Bezug auf den Baltankonslikk in voller beriinsiimmung 
und gsiwam zu handeln, wäre ein jelbftändiges Vorgehen einer einzeinen 
Macht mir der Begründung, daß die Formel der Erhaltung der territorialen 
lincnsnde der europachen Türkei überlebt iei, ihre irühere Bedemung 
verloren habe und in der Praxis unbrauchbar ericheine, unangebracht. 
Jedenialls iit es unaweiieihait, dañ alle Gronmächte den Wunich gemein · 
diamen Handeins bewieien haben und dan meiner Meinung nach zu ernste 
Intereijen sie veranlasien, auch künitig dieies Verhalten nicht aufengeben. 
Die oüemliche Meinun Europas und Rußlands bringt porifellos den 
sicgreichen Verbündeten Sumvathir entgegen, aber die Regierungen können 
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