Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

476 Serbitn. (Cliober 3.—7.) 
Ukas, durch den die allgemeine Mobilifierung der serbischen Armce 
angeordnet wird. 
3. Oktober. Beginn der außerordentlichen Tagung der Skup- 
schtina. 
5. Oktober. (Skupschtina.) König Peter eröffnet die außer. 
ordentliche Tagung mit einer Thronrede. 
Die unemrögliche Lage unserer Stommesgenossen im ottomanüchen 
Kaiserreiche hat dem Königreiche Serbien siets große Sorge bereitet. Tros 
der immer lauter werdenden Hilferufe unserer bedrohten Brüder, denen die 
änzliche Ausrottung droht, mussten wir die mächtigsten, einmütigen Ge- 
ühle des gangen Volkes um des Friedens im europäischen Osten willen 
unterdrücken. Bei dieser korrekten Laltung slom das Königreich Serbien 
mit Recht und Grund erwarten, daß man im ottomonischen Kaiserreiche 
an die Einführun ang von Reformen schreiten und unserem blutsverwandten 
Voule ein Fisucke Leben und die Emwicklung sichern werde. Hierdur 
ären auch die Hindernisse für eine friedliche Entwicklung und für den 
Fortsichritk des ürgreiche Serbien beleitigt worden. Es blieb nicht nur 
i. Auch die hohe Aufmerkiamkeit der Großmächte — ich konstatiere 
dies mit Betrievigun und tiejer Dankbarkeit — wendete sich mit ireund- 
schastlichem Nate nach Konstantinopel wegen der Bedrängnis, die, wie die 
übrigen Christen, auch unier christlicher Bolksstamm in der Türkei erleidet. 
Bedauerlicherweise hat all dies nichte enüßt, und a4en mit den erwarteten 
Reformen wurden wir vor einigen Tagen durch die Mobilisierung dr 
türliichen Armee an unserer Grenze überraicht. Auf diesen Akt, durch 
uniere scherheit bedroht wird, halte Serbien nur eine Uniwort: * 
meinem Ukas vom 30. Siwmbber wurde unfere Armee mobilisiert. Uniere 
Lage ist bestemen und klar. Wir haben die Pflicht, Maßnohmen für unsere 
Sicherheit zu ergreisen. Wir haben die Tiich. im Einvernehmen mit den 
anderen christlichen Balkanstaaten alles zu tun, was an uus liegt, damit 
die wahren Bedingungen für den winchen dauernden Frieden auf dem 
Balkan gesichert wer 
6. Oktober. russische Gesandte Hartwig entwickelt eine 
fieberhafte Tätigkeit und ist ganz und gar der spiritus rector der 
zuegierung, 
en ouch ofüiziös bestrinen wurde, daß er den serbischen Minister- 
satsstzungen beigewohnt habe, so ist das doch eine Tatsache, daß Minister- 
präsident Paschitsch täglich mit ihm lange Besprechungen abhält und 
daß das Haus des Gesondien der Sammelvunkt aller zum Ariege drängenden 
Elemente ist. 
7. Oktober. (Skupschtino.) Annahme eines Gesetentwurfes, 
durch den die Zahlungsfristen für inländische Zahlungsverpflichtungen 
bis zum Ende des Mobilisierungsverhältnisses verlängert werden. 
7. Oktober. Antwork auf die verspätete Note der Großmächte. 
Ministerpräsident Paschitsch verwics, da inzwischen die monte- 
negrinische Kriegserklärung der ierbüchen Regierung schon offiziell 
bekonntgegeben war, auf dieses kune önranhe Ereignis. Dieses sei auch 
für das weitere Verhalten Serbiens mitbestimmend, nachdem einerieits on 
der Solidarität zwischen den verbündeten Balkanstoaten abiolut nicht
	        
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