Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

52 Hes Beuische Keich und seint ristelurs Elieder. (Februar 19. 20.) 
— auch das wird J Krt entgangen sein — mit der Parlei selbst 
Gnade vor den Augen „Berliner Goreblante- gesunden. (Stürmische 
Lesen) Aber ich “ von der hauptstädtischen Presse nicht sprechen. 
Abg. Dr. Paasche hat ihr mit vollem Recht eine ganz besondere Stellung 
*t Aus den Aensierungen der Provinzwpresse, speziell auch Ihrer 
Provinzpresse, aus den Beschlüssen und den Bejsorgnissen zahlreicher Partei- 
vorstände, aus all diesen Tatjachen glaube i ich als unparteiischer Beobachter 
nur den Schluß ziehen zu können, den ich gezogen habe. Belehren Sie 
mich eines beiseren, ich werde der erste sein, der das freudig begrüßt und 
ich nehme schon heute dankbar von der Erklärung des Herrn Abg. Dr. Paasche 
Akt, daß seine Partei nicht doran denke, sich weiter nach links zu entwickeln. 
(Stürmische Heiterkeit.) Der Abg. Dr. Paoiche hat versichert, die Partei 
wolle an ihren allen Tradilloneg geittaen. Meine Herren, Sie haben 
“ mit Heiterkeit begrünt. Ich hade das meiner Meinung nach ohne iede 
Spur — wie soll ich sagen — von Jronie geiangt, sondern es ist meine positive 
lenrsc Ich werde Ihnen nur dankbar sein, wenn Sie dicie Ihre 
Absicht verwirklichen;: denn wenn Sie das kun. kann ich hollien, daß die 
Zeit wiederkehrt, wo sich tros aller Gegeniäue zwiichen konservativ und 
liberal die Narteien nicht mehr auseinanderentwickein, daß die Tendenzen 
zu einer solchen Auseinanderentwicklung auf der rechten Seile anihoren 
und daß damit der Boden wiedergejunden wird, auf dem sich schlieülich 
im grofen und ganzen die Polirik der mitueren Linie bewegt, von der 
umier Reich während seines ghanzen Bestehens gelebt hat. Daß dieie Zeir 
bald wieder ktommen möge, das ist allerdings mein ernster Wunsch. (Beifall r.) 
19. Februar. Aus dem Nachruf der „Norddeutschen Allgemeinen 
Zeitung“ auf den Grafen Aehrenthal. 
s der nun versterbche 3 Slaatomann, damals noch Frhr. v. Nehren- 
thal, gegen 2# O#ber 1|s seinen Bolschafterposten in Petersburg ver- 
lich, um als Nachfolger des Grasen Goluchowsli an die Spitze des öster- 
reichisch-ungarischen Ministeriums des Auswärtigen zu teeien, ging ihm 
er Ruf einer durch Begabung. inisse und Eriahrung ausgezeichnerten 
Periönlichleit voraus. Ze#t, da jein Lebenslauf einen leider borkeitigen 
Abschiust jand, liegt der Mitestreitbare geschichtliche Beweis vor, daß die 
ihm schon damals nochgriagten. hervorragenden ü#atsmännischen Eigen- 
schaften ihm in hohem Mase eigen waren. Seine Täugkeit in leitender 
Siellung hat aber darüber hinans gezeigt, daßß Graf Aehrenthal bei der 
Verfolgung klar erkanmer und bestimmt ine Aune geiaßter Zicie auch über 
Enlichlustkrail, Feitigkeit und Zähigkeit veriügte .. Der Siondort, von dem 
aus er dic österreichesch ungarische Stantskunst oriemierte, war und blieb der 
Treibundgedanke. In den Beziehungen zwiichen Deulichland und Centerreich 
Ungarn, die wahrend der Annexionskrisis die Belastungsprobe glängend be- 
tanden, hal es auch im letzten Jahrfünit kein Moment gegeben, desien Be- 
handlung hätte Schwierigkeiten bereiten können. Dingegen fehlie es in dem 
Verhälinis Oesterreich- Ungarns und J#aliene zZueinander nicht völlig an wider- 
strebe nden Sirömunge n, die die maßgebenden Areiie nicht berührten, wohl aber 
jenseile der Alpen einen Teil der Bevölkerung erfahten. Ein hohes Verdienst 
des Grafen Aehrenthal ist es, daß er die Bemühungen der italienischen Re- 
gierung. die ösicutliche Meinung des Landes mit den groseen. wirklichen Inter- 
eisen des Königreichs in Einklang zu halten, durch eine behmsame Pflege der 
Bezichungen zu der südlichen Nachbarmacht umierstühte.“ 
26. Februar. (Berlin.) Landschaftsmaler Prof. Alberk Hertel #6 
69 Jahre alt. 
  
 
	        
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