Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Des Derisqͥte Nrich und seine rintelnen Glirder. (Februar 20.) 53 
20. Februar. (Berl in.) Auktion der Gemäldesammlung des 
verstorbenen Konsuls Weber in Hamburg. 
Ein 1Halbsigurenbil von Andrea Mantegna „Maria mit dem Kinde“ 
160— 48 cem) wird von einem Poriser Kunsthändler für 590000 Mark er- 
standen, an rend es im Johre 1903 nur 50000 Mark erbracht haue. 
20. Februar. (Reichstag.) Beendigung der ersten Lesung 
des Reichshaushaltsetats. Zur Präfidentenwahl. Die englische Kriegs- 
gefahr. Anderung der Geschäftsordnung. 
Seyler (P.) bespricht die Borgänge, die zur Niederlage des 
volnischen Tonwikoten v. Saß-Jaoworsli im Wahlkreis Schweß geführt haben, 
und meint, daß nur der dortige guanssnppnet den Sieg de ½es Reichsparteilers 
zustande gebracht habe. Polnische Stimmzettel seien für ungültig erklärt 
worden, weil der Name des polnischen Randidaten falsch geschrieben und 
weil der polnische nandidat auf den Stimmzetteln entsprechend seiner Eigen- 
schaft als preußischer Abgeordneter als — bezeichnet worden sei. 
Das sei nichts weiter als amtlicher Wahlsch l. 
r. Dadid (Sbd.): Was unsere Grelnn. zur Monarchie betrifft, 
so hat der Reichskangler seine Stellungnahme gegen unseren Vizepräsidenten 
zu rechtfertigen gesucht. cahne Erfolg. Er nahm Bezug auf eine Aeußerung 
Scheidemonns gegen das Hohenzollernhaus. Man hat diese Aeußerun 
ausgegraben als ein Freslen. Die harte Aeußerung beruhte doch 
auf Gegenseirigkeit. 6. war durch scharse Acußerungen von anderer Seite 
bervorgeruien. Die Aeußerung selbst ist noch lange n nicht jo schlimm als 
das Bestreben, das diese Aeußerung hervorgernsen hat. Viel schlimmer als 
diese Aeunerung ißt die konservative Preßhetze gegen Bülow und den König 
von Preusßen, die darauf hinging, das Versprechen der Thronrede nicht zu 
halten, Wortbruch zu begehen. Die Herren, die das betreiben, erlauben 
sich nuns viel Gesährlicheres gegen die Monarchie. Auch Herr Mumm hat 
sich zum Sprachrohr der Senstung gemacht. Er wird schon wissen, wie 
Sockr ernen königlichen Herrn zu informieren wußte. Ich erinnere Sie 
an den Scheleerhaihenkee Stbaes Das hieß, den Monarchen hinter das 
Licht führen, was hundertwaal schärier war als jene Fape die in der 
Leidenichaft gesallen war. Der Reichskanzler hat noch einmal in uniere 
internen Nuslearaheilen eingegrissen. Dem jenigen Präsidium wurde die 
Audienz beim RNaiser verweigerl. Es hieß erst, es sei ein privaler All des 
Kaisers gewesen. Dann kam aber die Richtinstellung. Herr v. Beihmann 
läßt schreiden, er sei dafür verantwortlich. Das sollte eine Fression gegen 
den Reichstag sein. Entspricht das der Ehre und Unabhängigkeit des Reichs- 
toges, daß der Nrichsfangse öorartige, Periflomenrrüthe wagt? Republikauis- 
uns vor, alle Mitkarbeit mit uns scheitere daran. Nun, bei der 
eliaß. keinuchen Hiasleneken und bei den DHandelsverträgen hat die 
Regierung uniere Mitarbeit gesucht und geisunden. Das kthroreliiche Besenmnis 
zur Revublik muß gestattet sein, und das schreiben wir nicht nur, auch andere 
eute haben sich dazu bekannt, selbst Bismarck hat eine solche Zeit gehabt, 
wie seine „Gedanken und Erinnerungen“ bezeugen. (Redner verliest den be- 
lüglichen Vasius auf Seite 1 des ersten Bandes.) Und dann gab es einen 
Kommunisten und Tyrannenhasser, der den politischen Mord aui ieine Fahne 
ichrieb. das war Johannes Miquel, der als preufjischer Staatsminister und 
Riner des Schwarzen. Adlers starb. Das theorctische Bekenntnis zur Republik 
it unverwehrt; und im übrigen haben wir erklärt, praktisch. milarbeiten zu 
ollen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir endlich ein wirkliches 
  
  
 
	        
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