Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

Das Piisqᷣt Neich und seine rintelnns Glirder. ( 
1. März. (Reichstagsersatzwahl.) In Siegkreis-Waldbröl 
wird an Stelle des zurückgetretenen Landgerichtsrats Becker (3.) 
Justizrat Trimborn (3.) mit fast allen Stimmen gewählt. 
Er war bei der allgemeinen Wahl im Siadtkreis Köln gegen den 
Sozialdemokraten Hofrichter unierlegen. 
2. März. (Köln.) Das erzbischöfliche Generalvikariat ver- 
öffentlicht im „Kirchlichen Anzeiger für die Erzdiözese Köln“ eine Be- 
kanntmachung. in der es heißt, daß das Motu proprio des Papstes 
für die Kölner Erzdiözese keine Gültigkeit habe. 
Für die Erzdiö5zese Breslau hatte Kardinal Kopp diese Bekanni- 
machung schon am 10. Februar erlassen. 
2. März. (Elsaß-Lothringen.) Landlag. In der Kom- 
mission wird bei der Beratung des Etats der Forstverwaltung mit- 
gekeilt, daß der Kaiser auf Vortrag des Statthalters sich dahin 
entschieden habe, auf die ihm seinerzeit vom Landesausschuß frei 
angebotene und zur Verfügung gestellte Kaiferjagd bei Haslach zu 
verzichten, so daß dem Lande für die Verpachtung 7000 Mark 
jährlich zugehen. 
4. März. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Der sozial- 
demokratische Abgeordnete Hoffmann reicht beim Bureau des Ab- 
geordnetenhauses gegen den ihm vom Freiherrn v. Erffa am Frei- 
tag, den #.n ärz. erteilten Ordnungsruf Beschwerde ein. 
Sie hat folgenden Wortlaut: „Gegen den mir in der Sitzung vom 
1. März we * Zctuiche rchiofin des Krieges erteilten O#dnngeraf 
erhebe ich auf Grund d s § der Ge eschaͤftorbnung Einspruch, da d 
Krieg weder ein Mitglie es Hauses noch der Regierung, chensewenig aer 
eine abwesende tt ist, die sich nicht verleidigen kann- 
4. ärz. (Reichstag.) Fortsehung der Spezialberatung des 
Neichsamts des Innern. Staatssekretär Dr. Delbrilck über die Ent- 
wicklung des Organisationsgedankens, besonders die Frage der 
Syndikate. 
Staatssekreltär Dr. Delbrück: Es gibt zwar Sidikate in allen 
Ländern, aber sie entwickeln sich zweisellos bejonders leicht in Ländern mil 
Schutzzoilvolitik. (Dört, hört! links.) Es ist wiederholt darauf hingewiesen 
worden, daß in den Syndikaten erhebliche Gefahren politischer und wirt- 
schaftlicher Natur lägen. Das ist in gewiisen Grenzen zuzugeben. Mit 
dem Sundikat hot die Monopolfrage ein völlig neues Gesicht bekommen. 
Man hat früher zum Teil aus Gründen wirtichnitspolitischer Doktrin, zum 
Teil aus Gründen politischer Nalur die Staatomonopole auf das dußerste 
perhorresziert. Je#t erwachsen uns in den Sudilaten zweisellos Organi- 
sationen, die den Charakter eines Privarmonopols annehmen können, und 
persönlich bin ich der Meinung, daß ein solches Privatmonopol erhedlich 
gefährlicher werden kann als ein Slaatemonopol in einem konstitutionell 
regierten Landc, in dem der Landlag in der Lage ist, die Geschäftsgebarung
	        
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