Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1912. (53)

68 Das Derisqt Reiq und seint rinzelurn Glieder. (März 5.5 
schlä# en gebildet sei. Daher mũsse er erklären, wie er seine jetzige Stlung 
mit seiner bisherigen Täligkeit in Einklang zu bringen gedenke. Das 
um so notwendiger, als in der letzlen Zeit geschäftige Federn daran woren 
nicht nur Mißtrauen gegen die neue Negierung zu söen, sondern auch gegen 
die Krone, deren Willen allein vor dem Landiag zu vertreten die Aufgabe 
der Minister nach der Verfassung sei. Damit diese Stellung nun nicht 
verwischt werde, verweise er alle die Märchen über den Sturz der vorigen 
Regierung und die Enuscheidung Oeer Nrone bei der Bildung des neuen 
Ministeriums ausdrücklich i ch der Fabel. Beionders erregt weist 
#hr. v. Herkling die bachen 50 als sei das neue Ministerium ein 
Uebergang zum parlamentarischen Regime. Nur den Herrscherwillen habe 
das Ministerium zu vertreien. „An dem Tage, da der Regent mich berief, 
gehörte ich keiner Porlel mehr an troß der früheren engen erbindung. 
mit dem Zeutrum im Reichstag. Die Veriassung schließt es nicht aus, 
daß eine 5uegierung auch einmal gegen die Mehrheit des Parlamenis regiert. 
Aber das ist nichts Praktisches, 2 gehen dann die besien Kräfte nutzlos 
in den Kämpfen verloren. Die Rcgierung muß sich, das erkannte auch 
Bismarck an, auf eine Me ehrheit im Vonlconem — und je breiter die 
Basis der E—2 ist, desto besier. Natürlich wirkt die Erbinerung 
des Wahlkampfes noch nach, aber es muß doch moglich sein, daß sich jetzt 
die bürgerlichen Parteien zur gemeinsamen Arbeit zusammensinden, wie 
dies in der Thronrede schon augedeutet ist. Die Regierung steht den Par- 
teien homogen gegenüber. Nicht ein einziger Wille ist bei ihr maßgebend. 
da versasfungsgemäß jeder Minister allein für sein Resiort verantwortlich . 
Aber ein gemeiniomer Wille wird immer zum Ausdruck kommen, und 
Autorität der Regierung ist unser höchstes Ziel dabei. Auerdings 208 
Parieien berechtigt, und sie sind auch eine bewegende Nrast. 
eine Grenze geben gegenüber den Rüctüchten auf das Ganze. Es ma 
einer Republit Parteien geben. die auf eine Monarchie hinstreben, 7 
gelehrt dürste es in Bayern nicht gehen. Hier musste die Regierung Wider- 
stand leisten. Die Autorität des Staates stültl sich zum größten Teil auf 
die Beamtenschaft. „An sie brauche ich“. fuhr der Ministerpräsident sort, 
„nach der Richtung: (Gehorsam dem Geien und Treue dem König, keinen 
wel zu richten. Was wir wollen, ist eine konservative Regierung. Es 
den gesunden nern unseres Voites zu erhalten und zu pflegen. Die 
#higrr Heiedungen sind in sorlwährender Wandlung begriffen, es gibt 
aber auch ewige Wahrheiten, und dazu gehort die Lehre des Christentums, 
zu dem sich unjer Volk in der grosen Mehrheit belenm. Die Religion 
zu siünen und zur Grundlage aller Erzichung und Bildung zu machen, 
ist die Hauptauigabe der Regierung. Eine andere Aufgabe ist die Wahrung 
einer starken Stellung Baverus im Reich und guter Beziehungen Bayerns 
zum Reich. Da werden wir an allen Dingen lonnl mitarbeiten, nicht aber 
darf die Fiuanzhoheit der Einzelstaaten auigegeben werden, und fruchtlos 
wäre es. Dinge onzustreben, für die der Reichtiag und das Reich nicht 
zu habru wären. Im Lande selbst wird die Regierung paritätiich ver- 
sahren im besten Sinne des Wortes und gemöß den Traditionen der Krone.“ 
Der Ministerpräsident verspricht dann Förderung der Landwirtschaft, 
Kunst in Bauern, des Unterrichtswesjens wie des Handels und der n 
beionders auch Förderung des Mintelstandes. Für dieses ideneprogramm 
appelliert der Minister an die Mitarbeit des ganzen H 
5. März. (Berlin.) Ausstellung der Euwrnse für das neue 
Opernhaus. 
5. März. (Reichslag.) Fortsetzung der Spezialberatung des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.