Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Sypmien. (Mai 9.—Juni 2.) 512 
zu führen. Verschiedene andere Kredite werden zu Anschaffungen von Aus- 
rüstungsgegenständen benutzt werden, hauptsächlich zum Bau von zwei 
Docks für das Arsenal in Ferrol, von denen eines 11 Millionen, das 
andere 14 Millionen kosten wird. Ein Kredit von 915 Millionen wird zur 
Ausbaggerung des Hafens und zu anderen Arbeiten im Arsenal von Cadiz 
benutzt werden. 
9. Mai. (Kammer.) Vorlage des Staatshaushaltsentwurfes 
für 1915. 
Die Ausgaben sind auf 1455,9 Millionen Pesetas (1914: 1139,5 Mill.), 
die Einnahmen auf 1355,8 Mill. veranschlagt. Es ergibt sich somit ein Fehl- 
betrag von über 100 Millionen, der durch Ausgabe von Schatzscheinen oder 
Staatsschuldverschreibungen gedeckt werden soll. Dazu kommt der außer- 
ordentliche Etat von über 158 Millionen, der ebenfalls aus einer aufzu- 
nehmenden Anleihe gedeckt werden soll. Die Ausgaben für Marokko 
sind auf 124,6 Mill. Pesetas (1913: 51,5 Mill.) berechnet. Die neuen Finanz- 
projekte beziehen sich auf die Resorm der Stempelsteuer, die Fabrikation 
im Streichholzmonopol, eine Gewinnsteuer, Herabsetzung der Zuckersteuer 
und des Zuckerzolls, Erhöhung der Alkoholsteuer, Einführung der Salz- 
steuer, Vorschriften über Ersatzsteuern, Mauten, geringern goll auf frische 
Sardinen und Thunfisch, Umwandlung der Schatzscheine in konfolidierte 
Schu und namentlich eine Berechtigung für die Bank von Spanien, den 
Notenumlauf um 500 Millionen zu den bisherigen Bedingungen zu erhöhen. 
9. Mai. (Senat.) Der Entwurf der Antwort auf die Thron- 
rede wird mit 145 gegen 71 Stimmen angenommen. 
Die Debatte dreht sich hauptsächlich um die Uebernahme der Re- 
gierung durch Dato. Ministerpräsident Dato erklärt, die Anhänger Mauras 
bekämpfen die Regierung in einem Augenblicke, wo sich diese vor so be- 
deutende Fragen gestellt sehe, wie den Streik, dic Marokkofrage, den Streit 
in Mexiko und die Flottenorganisation. Er würde solange am Ruder bleiben, 
wie er das Vertrauen der Krone und die Unterstützung seiner Partei haben 
werde, und sich allein der Zukunft und dem Wohlergehen des Landes 
widmen. Weiter behandelt er die Marokkofrage und erklärt, Spaniens In- 
tegrität erfordere es, daß es vom Mittelmeer bis zum Atlantischen Ozean 
an der Nordafrikanischen Küste nur die Autorität des Sultans gebe, ge- 
schützt von Spanien, dessen Pflicht es sei, dies um jeden Preis zu verwirk.- 
lichen. Bei der Abstimmung verlassen die Anhänger Mauras den Saal. 
12. Mai. (Madrid.) Eugenio Montero Nios, ehem. Senats- 
präsident und liberaler Führer, k, 81 Jahre alt. 
12. Mai —2. Juni. (Kammer.) Debatten über die all- 
gemeine, insbesondere die marokkanische Politik. 
12. Mai. Der frühere Ministerpräsident Graf Romanones gibt 
einen Ueberblick über die Geschichte der marokkanischen Frage und er- 
klärt, Spanien sei auf Einladung Frankreichs nach Marokko gegangen. 
Frankreich habe angekündigt, daß es allein dorthin gehen würde, wenn 
Spanien nicht mit ihm ginge. Weiter führt er aus. daß Spanien eine 
Kolonialarmee und ein Ministerium für Marokko schaffen und seine gegen- 
wärtige Armee vollständig reorganisieren müsse. Das Oberkommando in 
der spanischen Zone müsse sobald wie möglich einem Zivilisten an Stelle 
eines Militärs übertragen werden. Die marokkanische Frage sei die Zu- 
kunft Spaniens und alle Parteien müßten an ihrer Lösung mitarbeiten, 
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