Spanien. (Mai 27. —Juli 3.) 512e
präsident Dato erklärt, sich durch das Bewußtsein der Unterstützung der
konservativen Mehrheit und der Liberalen Partei hinreichend bestärkt zu
fühlen, um sein Programm in Marokko zu entwickeln, das keineswegs auf
Eroberung, vielmehr auf Verminderung der Heeresstärke und Vermehrung
der Autorität des Kalifen hinauslaufe. Der Gesamteindruck ist, daß in bezug
auf das Vorgehen in Marokko demnächst wenig Aenderung, ja sogar eine
schärfere Bewegung zu erwarten sein wird.
27. Mai. Der König unterzeichnet einen Erlaß, wonach alle
ausländischen Wertpapiere, die in Spanien zirkulieren und gehandelt
werden sollen, einer spanischen Steuer unterliegen und mit einem
spanischen Umlaufstempel versehen werden müssen.
28. Mai. (Kammer.) Der Kriegsminister bringt einen Gesetz-
entwurf ein, der den Effektivbestand des Heeres für 1914 auf
128763 Mann festsetzt und die Regierung ermächtigt, diese Ziffer
im Notfall zeitweilig zu erhöhen.
1. Juni. (Senat und Kammer.) Beschwerden über die
der deutschen Realschule in Madrid verliehenen Berechtigungen.
4. Juni. Die Abgeordneten aus den Weingegenden fassen
einen Beschluß, von der Regierung Vergeltungsmaßregeln zu ver-
langen, falls Deutschland fortfahre, in der Frage der spanischen
Weine Feindseligkeit zu bekunden.
14. Juni. Ministerpräsident Dato über die Lage Frankreichs.
Der „Temps“ veröffentlicht eine Unterredung seines Madrider Kor-
respondenten mit Dato, der u. a. über die politische Lage Frankreichs fol-
gendes sagte: Eine Verkürzung der Militärdienstzeit würde vor allem
eine Schädigung des französischen Patriotismus bedeuten. In den Augen
aller würde dies bedeuten, daß Frankreich für immer die Folgen der Kata-
strophe vom Jahre 1870 ratifiziere und annehme. Die Erörterungen in
der französischen Presse anläßlich der unangenehmen Zwischenfälle in ge-
wissen Garnisonen hätten zu verstehen gegeben, daß die Franzosen noch
immer in Elsaß-Lothringen Brüder haben. Dem Madrider Korrespon-
denten der „Kölnischen Zeitung“ gibt Dato die Richtigkeit dieser Aeußerungen
zu, erklärt jedoch, nichts liege ihm ferner, als indirekte Ermunterungen an
Frankreich zu richten, die in Deutschland verstimmen könnten.
19. Juni. (Senat.) Genehmigung des Handelsabkommens
mit Italien.
22. Juni. (Kammer.) Die Beratung der Antwort auf die
Thronrede wird nach 31 Sitzungen beendet. Die Abstimmung er-
gibt für die Regierung 186 Stimmen gegen 90 Stimmen der Gegen-
parteien.
25. Juni. (Kammer.) Beratung des Handelsabkommens mit
Italien, das nach einigen Sitzungen genehmigt wird.
3. Juli. (Kammer.) Erneute Debatte über die deutsche
Realschule in Madrid.