VI.
Frankreich.
3. Januar. Der „Matin“ kündigt eine Reise des Präsidenten
Poincaré nach Rußland für den Sommer an.
3. Januar. Erlaß betr. die Bildung eines 21. Armeekorps
mit dem Sitz in Epinal.
Sein Bezirk wird Teile der Departements Haute--Sadne, Haute-
Marne, Vosges und Meurthe-et-Moselle umfassen, die bisher zum 17. Armee-
korps gehörten.
5. Januar. Spionagefurcht.
Der nationalistische General Maitrot bezeichnet im „Echo de Paris“
die Universität Grenoble als ein wahres deutsches Spionennest. Der der-
zeitige Rektor, Prof. Petit-Dutaillis, weist diese Verdächtigung einige Tage
später entschieden zurück.
6. Januar. Auf Anordnung des Kriegsministers, der die
Leistungsfähigkeit der Ostbahn prüfen will, werden 12000 Militär-
urlauber von Paris an die Ostgrenze befördert.
12. Januar. (Ministerrat.) Als Nachfolger Delcassés wird
der Direktor für politische und Handelsangelegenheiten im Ministerium
des Außern Maurice Paléologue zum Botschafter in Petersburg
ernannt.
12. Januar. Emission der neuen fünfprozentigen serbischen
Staatsanleihe.
Es werden zunächst 175 Millionen Franken zu 93,50 Prozent emittiert.
Die restigen 75 Millionen Franken werden den Inhabern der serbischen
Schatzbons zum Uebernahmekurs von 85 Prozent + 3 Prozent für den
Stempel in Zahlung gegeben werden, aber drei Monate blockiert bleiben.
13. Januar. (Kammer.) Eröffnung der Tagung. Finanz-
minister Caillaux legt den Entwurf einer Kapitalsteuer vor.
Zum Präsidenten wird Deschanel mit 379 von 403 Stimmen wieder-
gewählt. Zu Vizepräsidenten werden u. a. Abbé Lemire und Augagneur
gewählt. Die Wahl des vom Bischof von Lille mit der Exkommunikation
bedrohten Abbé Lemire wird von der konservativen Presse aufs schärfste
etadelt. So schreibt der „Gaulois“: Die Wahl ist eine Unziemlichkeit. Sie
ist der größte Skandal, der in dieser Hinsicht bisher von der Kammer dem
Lande geboten wurde. Seit 1789 hat kein Priester in einem französischen
Parlament den Vorsitz geführt. Das ist eine schlimme Erinnerung und ein
noch schlimmeres Vorzeichen.