Frankreich. (Februar 3.—12.) 633
3. Februgar. (Kammer.) An Stelle des zurückgetretenen
Abbé Lemire wird der sozialistische Radikale Rabier mit 211 Stimmen
zum Vizepräsidenten gewählt.
Der Kammerausschuß für Auswärtige und Kolonialangelegenheiten
erteilt dem Gesetzentwurf über eine Anleihe von 175 Millionen Franken
für Französisch- Aequatorial-Afrika seine Zustimmung. Die Anleihe
ist zum großen Teil für die Herstellung mehrerer Eisenbahnlinien bestimmt.
Auf Anfrage des Kammerausschusses über die Angelegenheit der Puti-
lowwerke erklärt Ministerpräsident Doumergue, daß es sich anfangs
um einen Interessenstreit gehandelt habe. Die Angelegenheit sei nach
dem Einschreiten der Regierung in einer den französischen Interessen durch-
aus entsprechenden Weise geregelt worden. (Siehe 28. Januar.)
3. Februar. (Luneville.) Unfreiwillige Landung eines mit
deutschen Offizieren besetzten Flugzeuges unweit der französischen
Grenze. Die Rückkehr verläuft ohne Zwischenfall.
6. Februar. (Kammer.) Der von der Regierung mit der
Konzessionsgesellschaft der Uenzabergwerke abgeschlossene Vertrag,
durch den die deutschen Teilhaber sehr benachteiligt werden, wird
mit 348 gegen 184 Stimmen angenommen.
7. Februar. Frankreich und die Prätendenten.
Auf die Anfrage des bonapartistischen Deputierten Engerand, ob
das Prinzenausweisungs-Gesetz auch auf den neugeborenen Prinzen zutreffe,
erteilt der Minister des Innern folgende, vom Amtsblatte veröffentlichte
Antwort: Das Gebiet der Republik ist und bleibt den Oberhäuptern der
Familien, welche in Frankreich regiert haben, sowie deren direkten Erst-
geborenen untersagt. Es steht außer allem Zweifel, daß diese Bestimmungen
auch auf den am 23. Januar geborenen Sohn des Victor Napoleon Bonaparte,
Napoleon Louis Bonaparte, anwendbar sind.
12. Februar. (Kammer.) Marinebudget. Frage der Unter-
seeboote.
Auf die an dem Marinebudget geübten Kritiken eingehend, erklärt
Marineminister Monis, daß die Verteidigung der atlantischen Küsten
durch Unterseeboote, Küstentelegraphen, Flugzeuge und Luftschiffe gesichert
werden müßte. Denn eine Konzentration der Kräfte im Mittelmeer sei
eine strategische Notwendigkeit, solange sich die Verhältnisse nicht änderten.
Weiter führt er aus: Er sei der Ansicht, das einzige Mittel zur Verteidi-
gung der Küsten des Atlantischen Ozeans sei, sobald die Seestreitkräfte im
Mittelmeer zusammengezogen sein werden, die Verwendung des offensiven
Unterseeboots. Aber es sei unumgänglich notwendig, daß das Unterseeboot
eine Zuflucht finden könne. Er werde sich mit dem Kriegsminister, wegen
Errichtung von Stützpunkten, die durch Artillerie gedeckt würden, in Ver-
bindung setzen.
12. Februar. Budget für 1914.
Der von dem radikalen Abg. Clémentel verfaßte Generalbericht über
das Budget für 1914 beziffert die Gesamtausgabe mit 5091 Millionen
Franken. Doch sind darin weder die Ausgaben für Marokko im Betrage
von 232695000 Franken, noch die außerordentlichen Ausgaben für Heer
und Flotte einbegriffen, die in besonderer Rechnung geführt und durch