Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

694 Etaukrei. (September 22. -Oktober 4.) 
eine tiefe Einkerbung und eine zweite schwächere etwa am Abschluß des 
obern Hülsenrandes angebracht, andere Stücke zeigten nur die letztere. Herr 
Delcassé behauptet nun, die im Tag abgebildeten Geschosse seien nur Uebungs- 
munition. Wie kommt es denn, daß soche Munition nicht etwa nur in 
Beständen, sondern auch in den Patronentaschen von Verwundeten, Toten 
und Gefangenen gefunden worden ist? Schickt die französische Regierung 
etwa ihre Infanterie mit Uebungsmunition ins Feld? 
22. September. Pressung für die Armee. 
Das „Luzerner Tageblatt“ meldet: Den französischen Behörden ist 
die Anordnung des Ministeriums zugegangen, sämtliche neutralen Aus- 
länder zum freiwilligen Eintritt in die französische Armee aufzufordern. 
Mittellose, die den Eintritt verweigern, sollen ausgewiesen werden. 
22. September. In der deutschen Presse werden zwei Korps- 
befehle Joffres (vom 26. August und 1. September) veröffentlicht, die 
gegen das Plündern französischer Soldaten in Frankreich einschreiten. 
23. September. Einsetzung einer Untersuchungskommission, 
die in den von den deutschen Truppen vorübergehend besetzten Ge- 
bieten Erhebungen über die von den Deutschen begangenen „Ver- 
letzungen des Völkerrechts“ anstellen soll. 
27. September. Zur Wirtschaftslage. 
Präsident Poincaré unterzeichnet einen Erlaß, demzufolge bis zu 
einem nach Einstellung der Feindseligkeiten festzusetzenden Zeitpunkt die 
Jahresgehälter und Löhne unter 2000 Franken weder ganz noch teilweise 
gepfändet oder mit Arrest belegt werden können. Bereits erwirkte Pfändungen 
und Arreste für diese Zeitdauer sind aufgehoben. 
30. September. Durch Regierungserlaß wird jeder Handels- 
verkehr mit Angehörigen der feindlichen Staaten oder dort leben- 
den Personen verboten und alle darauf bezüglichen Rechtsgeschäfte 
für ungültig erklärt. 
30. September. Zum Wirtschaftskrieg. 
Der Nationalrat für den auswärtigen Handel beginnt, die Ver- 
öffentlichung der Ergebnisse der Untersuchung, welche er in der ganzen Welt 
durchführte, um den französischen Handel darüber aufzuklären, wie er den 
deutschen und österreichischen Erzeugnissen wirksame Konkurrenz machen 
könne. Die bereits erschienenen Veröffentlichungen betreffen Aegypten, Italien, 
einen Teil Spaniens und Englands. 
2. Oktober. Der „Eclair" meldet, daß der Chefredakteur der 
bonapartistischen „Autorité“ Guy de Cassagnac gefallen ist. 
4. Oktober. Die Regierung setzt für die Kriegsdauer eine 
Kommission ein, die den Handel und Verkehr in den franzöfischen 
Kolonien überwachen soll. 
Die Aufgaben der Kommission sind: 1. Feststellung der Bedürfnisse 
der Kolonien und Schutzgebiete, besonders hinsichtlich der Nahrungsmittel- 
zufuhr. 2. Zusammenstellung ihrer Hilfsquellen aller Art für die Ernährung 
des Mutterlandes. 3. Feststellung der Bedürfnisse von Handel, Industrie 
und Landwirtschaft mit Bezug auf Kredit, Arbeit und Material zur Er-
	        
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