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Negationspolitik, worauf Deutschland dann das Ultimatum stellte und an
Rußland und Frankreich den Krieg erklärte, auch zu der Stunde, da eine
direkte Vereinbarung zwischen Wien und Petersburg in nächster Aussicht
zu stehen schien. Die Verantwortlichkeit Deutschlands geht beim
Lesen des Gelbbuches mit größter Klarheit hervor. Schon am 21. Juli
machte Deutschland am Quai d'Orsay eine drohende Mitteilung, um jeder
ausländischen Intervention zuvorzukommen, die geeignet wäre, die Unter-
werfung Serbiens zu verhindern. Am anderen Tage weigerte es sich, sich
dem Gesuch um Verlängerung der diesem Lande gestellten Frist anzuschließen.
Am 26. Juli bemühte es sich sodann, Frankreich bloßzustellen, indem es
dieses in den gemeinsamen Druck auf Petersburg hineinzubringen trachtete.
Am 27. Juli weist v. Jagow den von England gemachten Vorschlag einer
Konferenz zurück. Am 28. Juli weigert sich Deutschland hartnäckig, trotz
der fast vollständigen Unterwerfung Serbiens in Wien vorzugehen. Am
29. Juli weigerte sich der deutsche Staatssekretär immer noch, sich über
den englischen Vermittlungsvorschlag auszusprechen. Zu gleicher Zeit und
während die deutschen militärischen Vorbereitungen fortdauerten, unternahm
Deutschland einen dreifachen Schritt zur Einschüchterung und zur vor-
bereitenden Rechtfertigung bei England, Rußland und Frankreich mit Bezug
auf deren Verteidigungsvorsichtsmaßregeln. Bereits ist die allgemeine deutsche
Mobilmachung beinahe beschlossen, und von den offiziösen Blättern an-
gezeigt. Sie wird erst in der letzten Minute noch hinausgeschoben. Am
30. Juli enthüllt sich die kriegerische Absicht Deutschlands noch mehr. v. Jagow
erklärte, ohne sich mit Wien zu verständigen, die russischen Verständigungs-
vorschläge für unannehmbar, obwohl Oesterreich sich geneigt gezeigt haue,
sie anzunehmen. Deutschland fühlte, wie Oesterreich seine schroffe Haltung
aufgab, es lüftete seine Maske und erließ das für eine Großmacht unan-
nehmbare Ultimatum, in welchem es Rußland aufforderte, innerhalb zwölf
Stunden zu demobilisieren, nicht bloß an der deutschen, sondern auch an
der österreichischen Grenze. Als Cambon den deutschen Staatssekretär v. Jagow
an seine Erklärung erinnerte, Deutschland werde nicht mobilisieren, wenn
Rußland nur an der galizischen Grenze mobilisieren werde, bemerkte dieser,
das sei keine feste Verpflichtung gewesen. Es ist somit deutlich festgestellt,
daß Deutschland den Krieg wollte, andererseits zeigt der versöhnliche Geist
Frankreichs und seine Teilnahme an allen in Paris, Berlin, Wien, London
und Petersburg unternommenen Vermittlungsversuchen, ob der Konslikt
einzuschränken, zu mildern oder zu lösen wäre, eine der obigen direkt
entgegengesetzte Politik. Frankreich hatte Serbien angeraten, alle Kon-
zessionen zu machen, die mit der Würde eines souveränen Staates vereinbar
wären. Es unterstützte das Verlangen Rußlands, eine Fristverlängerung zu
erhalten und schloß sich dem englischen Vermittlungsvorschlag an. Es ging
in Berlin und Wien vor, indem es auf die Unterwerfung Serbiens hinwies,
ebenso, indem es die Aufrichtigkeit der russischen Verständigungsvorschläge
und des englischen Vermittlungsangebotes hervorhob. Alle seine An-
strengungen blieben indessen vergeblich angesichts der Weigerung Deutsch-
lands, das am 1. August Rußland den Fehdehandschuh hinwarf. Indessen
verzweifelte der französische Minister des Aeußern noch nicht. Er war er-
staunt zu sehen, daß Herr v. Schön seine Abreise an dem Tage vor-
bereitete, als die Versöhnung zwischen Wien und Petersburg nahezu ver-
wirklicht war, und der überraschte deutsche Botschafter stellte seine Vor-
bereitungen ein und verlangte Instruktionen; aber wenige Stunden später
erklärte Deutschland Frankreich den Krieg. In den ersten Tagen des Krieges
hatte Frankreich sich verpflichtet, die Neutralität Belgiens zu respek-
tieren. Deutschland verweigerte auf eine diesbezügliche Anfrage Englands