Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Etankrei. (Dezember 16. — 18.) 703 
Die Gesamtzahl der Einberufenen beträgt 220000, wovon 210340 
der Infanterie einverleibt werden. Jedes Regiment erhält 1010, jedes 
Alpenjägerbataillon 600, jede Radfahrerkompagnie 100 Mann. Die Ar- 
tillerie erhält nur Schmiede, jedes Regiment je 30, insgesamt 2500 Mann, 
die Genietrupven 4000 Mann, die Luftschiffertruppen 500 Mann. Die 
Rekruten haben zwischen dem —lie5 Dezember bei ihrem Trup- 
penteil anzutreten. 
15. Dezember. (Kammer.) Der Budgetausschuß tritt zu- 
sammen. 
Der Abgeordnete Piou erklärt, niemand denke daran, das heilige 
Werk der nationalen Verteidigung durch Parteihader zu stören, die Oppo- 
sitionsparteien seien gewillt, die Regierung in jeder Weise zu unterstützen. 
15. Dezember. Das Moratorium im kaufmännischen Verkehr 
wird um 60 Tage verlängert. 
16. Dezember. Eine Anzahl französischer Parlamentarier be- 
schließt unter dem Vorsitz von Clmenceau, beim Ministerpräsidenten 
gegen die Tätigkeit der gegenwärtigen politischen Zensur, die ein 
Willkürregiment darstelle, Einspruch zu erheben. 
17. Dezember. Präsident Poincaré unterzeichnet ein Dekret, 
durch das das Moratorium für alle unter den Waffen befindlichen 
französischen Bürger und Bewohner der besetzten Gebiete in Kraft 
bleibt. 
Für alle andern Personen kann die Fälligkeit der Zahlungsverpflich- 
tung durch eine Entscheidung der Vorsitzenden der Zivilgerichte in einem 
kostenlosen einfachen Rechtsverfahren ausgesprochen werden. Die Vor- 
sitzenden der angerufenen Gerichtsinstanzen können auf Antrag der Gläubiger 
die Beitreibung fälliger Forderungen gestatten. Durch den Erlaß werden 
alle sowohl vor als nach Kriegsausbruch eingeleiteten Verfahren berührt. 
17. Dezember. General Joffre erläßt folgenden Armeebefehl: 
Seit drei Monaten sind die heftigen und ungezählten Angriffe nicht 
imstande gewesen, uns zu durchbrechen. Ueberall haben wir ihnen siegreich 
widerstanden. Der Augenblick ist gekommen, um die Schwäche auszunützeen, 
die sie uns bieten, nachdem wir uns verstärkt haben an Menschen und an 
Material. Die Stunde des Angriffs hat geschlagen! Nachdem wir die 
deutschen Kräfte in Schach gehalten haben, handelt es sich darum, sie zu 
brechen und unser Land endgültig von den Eindringlingen zu befreien. 
Soldaten! Mehr als jemals rechnet Frankreich auf Euren Mut, Eure 
Energie und Euren Willen, um jeden Preis zu siegen. Ihr habt schon ge- 
siegt an der Marne, an der Per und in den Vogesen. Ihr werdet zu 
siegen verstehen bis zum schließlichen Triumphl 
18. Dezember. (Kammer.) Finanzminister Nibot verliest im 
Budgetausschuß ein Exposé, das dem Gesetzantrag betr. die sechs 
provisorischen Budgetzwölftel beigefügt ist. 
Er erklärt darin, daß bei Kriegsausbruch nicht alle Maßnahmen 
getroffen waren, um größeren finanziellen Anstrengungen zu begegnen. 
Die dringendste Aufgabe sei die Wiederherstellung des Handelskredits; die 
Banque de France sei verpflichtet, zu diesem Zwecke Handeltreibenden und
	        
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