Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Römiische Harie. (Dezember 29.) Schweiz. (Januar 28.—März 16.) 743 
Beginn seines Pontifikates die Größe seiner Friedensmission als Nachfolger 
Christi nicht übersehen können. Er habe öffentlich und privatim keinen Weg 
unversucht gelassen, damit sein Rat, sein Wille und seine Sorge für den 
Frieden gut ausgenommen würden. In diesem Sinne habe er einen Waffen- 
stillstand zu Weihnachten vorzuschlagen gedacht, in der Hoffnung, daß man, 
wenn auch nicht das schwarze Gespenst des Krieges verscheuchen, so doch 
wenigstens denen Linderung bringen könnte, denen der Krieg Wunden ge- 
schlagen habe. Leider sei die christliche Anregung nicht von Erfolg gekrönt 
gewesen. Aber das habe ihn nicht entmutigt, sondern er beabsichtige seine 
Anstrengungen, das Ende des Krieges zu beschleunigen oder dessen traurige 
Folgen zu erleichtern, fortzusetzen. Er sei nicht ohne Hoffnung auf einen 
glücklichen Ausgang für den Austausch von Kriegsgefangenen eingetreten, 
die für einen späteren Kriegsdienst unbrauchbar sind. Ferner habe er ge- 
wünscht, daß Priester, die der Sprache der Gefangenen kundig sind, sich 
diesen näherten, um sie zu trösten und wohlwollende Vermittler zwischen 
ihnen und ihren Familien zu bilden, die vielleicht aus Mangel an Nach- 
richten in Sorge seien. Der Papst drückt zum Schluß den Wunsch aus, 
daß der Krieg bald zu Ende sein möchte und daß die Regierenden wie die 
Völker auf die Stimme des Engels hören möchten, der das Geschenk des 
Friedens ankündigt. 
29. Dezember. (Rom.) Der neuernannte britische Gesandte, 
Sir Henry Howard, überreicht dem Papste sein Beglaubigungs- 
schreiben. 
ILX. 
Schweiz. 
28. Januar. (Nationalrat.) Beratung über den Bau der 
Brienzer-See-Bahn, wobei die militärische Bedeutung dieses Bahn- 
baues hervorgehoben wird. 
10. März. Die Geschäftsleitung für die Rheinschiffahrt Basel- 
Bodensee teilt mit, daß die Regierung von Elsaß-Lothringen ihren 
Widerstand gegen die Schiffbarmachung des Oberrheins aufgegeben 
und in Verhandlungen wegen der Kanalisation und den Einbau 
von Kraftwerken am Oberrhein eingetreten ist. 
Die Kanalisierung des Rheins bis Basel wird von der Schweiz als 
Voraussetzung für ihre Mitwirkung an der Schiffbarmachung der Strecke 
Basel-Konstanz gefordert. 
16. März. (Bern.) Der Direktor des Internationalen Friedens- 
büros, Nationalrat Dr. Gobat, 1. 70 Jahre alt. 
16. März. (Bundesrat.) Beratung über die Einführung 
der Verhältniswahl bei den Wahlen für den Nationalrat. 
Der Bundesrat stimmt mit sechs gegen die Stimme des katholisch- 
konservativen Vertreters einem Bericht des politischen Departements zu, 
in dem die Ablehnung des Volksbegehrens betr. Einführung der Verhältnis-
	        
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