542 Großbritannien. (Juli 13.)
Hinblick auf sie die britische Industrie sehr gut abschneiden werde. Be-
züglich der Schiffahrt auf dem Euphrat und Tigris erklärt Grey,
er sei der Meinung, daß die Lage Englands unter dem neuen Abkommen
nicht nur im wesentlichen besser, sondern in Zukunft auch sicherer sein werde
denn je. Was die Petroleumkonzessionen in Persien anlangt, so erwarte er
nicht, daß sie zu einem Eingriff Englands in die neutrale Zone führen.
würden. Allerdings würden sie von der russischen Presse in ungünstigem
Sinne besprochen. Ein Teil der britischen Presse und einige Redner nähmen
an, daß England dazu gebracht würde, Dinge zu tun, die es niemals be-
absichtigt habe, und er sei nicht überrascht, daß die russische Presse den
Gegenstand aufgegriffen habe. Wenn der britische Handel im allgemeinen
oder irgendetwas sonst in Südpersien Großbritannien dazu führen würde,
mit der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit Persiens oder dem englisch-
Frussischen Uebereinkommen unvereinbare Schritte zu unternehmen, so würde
über die Angelegenheit mit Persien oder Rußland verhandelt werden, wie
man dies schon bei früherer Gelegenheit getan babe.
In bezug auf Tibet führt Grey aus, daß das Vorgehen Chinas tat-
sächlich ein Versuch sei, Tibet zu erobern und es zu einer chinesischen Provinz
zu machen. Da Rußland und England sich gegenseitig die Verpflichtung
auferlegt hätten, in Tibet nicht einzugreifen, sei die Stellung Chinas dort
vollständig sicher geworden. Chinas Vorgehen sei deshalb höchst unver-
nünftig, und England hätte Ursache, sich darüber zu beklagen.
Zu den Rüstungsausgaben sagt Grey: Ich nehme kein Wort
von dem zurück, was ich über die Bedeutung und den Ernst der Frage
gesagt habe. Ich habe mein Bestes getan, meinen Gefühlen starken Aus-
druck zu verleihen, aber ich kann nicht sagen, daß sie in den anderen
großen europäischen Ländern viel Widerhall gesunden hätten. Ich wünschte,
ich könnte hoffnungsvoller sprechen, als ich es tue. Wenn von Zeit zu Zeit
von einem Lande allein der Versuch gemacht worden ist, auf direktem Wege
eine Beschränkung der Rüstungen einem fremden Lande vorzuschlagen, so
ist dies stets als ein Versuch betrachtet worden, die Handlungsfreiheit zu
beschränken und zu kontrollieren, und ist übel ausgenommen worden In-
folgedessen war es nutzlos, einen direkten Vorschlag zu machen. Grey fährt
fort, es gebe eine Methode, bessere Beziehungen zu schaffen, die er die
Methode indirekter Beeinflussung (method of indirect suggestion) nennen
möchte. Es sei zweifellos, daß, soweit die Großmächte in Frage kämen,
die Beziehungen sich in einigen Fällen gebessert hätten. Die Großmächte
seien über die Balkankrisis hinweggekommen, und die Beziehungen unter
ihnen seien bedeutend besser, als irgendjemand es hätte voraussehen
können; dennoch dauere das Anwachsen der Rüstungen fort. Er bezwelfele,
daß die ursprüngliche Verantwortlichkeit dafür auf England laste. Es sei
höchst bemerkenswert, daß das Anwachsen der Rüstungsausgaben in Europa
im vergangenen Jahre nicht auf maritimem, sondern auf militärischem
Gebiete gelegen hätte; dafür aber sei England nicht verantwortlich. Obwohl
die Nationen die besten Beziehungen zueinander unterhielten, dehnten sie doch
ihre Rüstungen aus. Es sei sehr schwer, dies zu begründen, oder anzugeben,
wie dem Einhalt zu tun sei. Er sehe für den Augenblick keine Abhilfe, wenn
nicht in dem Glauben, daß der gesunde Verstand der öffentlichen Meinung
zu Hilfe kommen werde, wenn die Dinge anfingen unerträglich zu werden,
und eine Einschränkung der Rüstungsausgaben veranlassen werde.
13. Juli. (Belfast.) Große unionistische Kundgebung aus
Anlaß des Jubiläums der Schlacht an der Boyne (1690). Sie
verläuft ohne jeden Zwischenfall.