956 Pereinigte Stasten von Mordameriks und Kanada. (Mai 29.—Juni 12.)
29. Mai. (Niagara Falls.) Der Sekretär der Konstitutio-
nalistenvertretung in Washington Uriquidi überbringt der Konferenz
in Niagara Falls eine Mitteilung Carranzas.
In dieser beklagt sich Carranza über das Vorgehen der Vermittler,
die nicht die Ernennung eines Vertreters der Konstitutionalisten abgewartet
hätten. Der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko könne
nicht beigelegt werden, wenn nicht die Konstitutionalisten dabei vertreten
wären. Carranza weigert sich aber, an der Konferenz teilzunehmen.
29. Mai. (Kanada.) Untergang des Dampfers „Empreß
of Ireland“ auf der Fahrt von Ouebec nach London im St. Lorenz-
strom infolge Zusammenstoßes mit dem norwegischen Dampfer
„Storstad“. 1032 Menschen ertrinken.
1. Juni. Ein neuer „DPpiranga“-Zwischenfall. (Siehe 21. April.)
Die nach Veracruz konsignierten Dampfer der Hamburg-Ameriko-
Linie „DPiranga“" und „Bavaria“ haben in Puerto Mexiko für Huerta
bestimmtes Kriegsmaterial, das aber zum größten Teil aus amerikanischen
Fabriken stammte, gelandet. Deshalb werden sie nach ihrer Ankunft in
Veracruz von der amerikanischen Hafenbehörde mit einer Geldbuße von
zwei Mill. Mark bestraft, da nach dem mexikanischen Gesetze ein Schif
nur im Bestimmungshafen löschen darf. Dieses Gesetz war indes am
13. Mai durch eine Regierungsverfügung ergänzt werden, wonach Schiffe
jeden offenen Hafen anlaufen dürfen, wenn der Bestimmungshafen besetzt
ist. Die amerikanische Regierung ist aufangs nicht geneigt, diese Verfügung
gelten zu lassen. Nach eingehenden Verhandlungen wird jedoch die Straf-
verfügung aufgehoben.
2. Juni. (Niagara Falls.) Huerta läßt durch seine Ver-
treter der Konferenz in Niagara Falls mitteilen, er sei bereit, von der
Präsidentschaft zurückzutreten, sein Rücktritt werde jedoch erst dann
erfolgen, wenn das Land politisch beruhigt sei und die kommende
Regierung die öffentliche Meinung für sich haben werde.
6. Juni. (Repräsentantenhaus.) Annahme der Regierungs-
vorlagen zur Bekämpfung der Trusts.
10. Juni. (Senat.) Mit 50 gegen 24 Stimmen wird zu der
Vorlage betr. die Aufhebung der Gebührenfreiheit der amerikanischen
Küstenschiffahrt im Panamakanal ein Zusatzantrag angenommen,
der erklärt, daß die Vereinigten Staaten dadurch nicht auf das
Recht verzichten, ihre eigenen Schiffe im Kanal gebührenfrei ver-
kehren zu lassen.
11. Juni. (Senat.) Die Vorlage betr. die Aufhebung der
Gebührenfreiheit der amerikanischen Küstenschiffahrt im Panama=
kanal wird mit 50 gegen 35 Stimmen angenommen.
12. Juni. (Repräsentanten haus.) In der Fassung des
Senats wird diese Vorlage mit 216 gegen 71 Stimmen angenommen.