Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

544 Großbritamien. (Juli 20.—27.) 
halten habe, Vertreter beider britischen und irischen Parteien zu einer 
Besprechung im Buckinghampalast einzuladen, um die noch schwebenden 
Fragen bezüglich des Problems der irischen Regierung zu besprechen. Die 
Einladung sei ergangen und von zwei Vertretern der Opposition, von zwei 
Vertretern von Ulster, von zwei Vertretern der Nationalisten und von 
zwei Vertretern der Regierungspartei angenommen worden. Auf Vorschlag 
des Königs werde der Sprecher den Vorsitz in der Konferenz übernehmen. 
20. Juli. Die Unabhängige Arbeiterpartei nimmt einstimmig 
eine Protestresolution gegen die Homerulekonferenz an, da sie 
eine Einmischung der Krone darstelle, die bezwecke, die Ziele der 
Parlamentsakte zu zerstören. 
Ferner wird bedauert, daß an dieser Konferenz zwei Mitglieder 
teilnähmen, die tatsächlich Rebellen seien. Denn dies beweise, daß fürderhin 
die Organisierung einer Streitmacht amtlich als das wirksamste Mittel in 
industriellen sowohl wie in politischen Streitigkeiten angesehen werde. 
21. Juli. Eröffnung der Homerulekonferenz im Buckingham- 
palaste. 
Es nehmen daran teil für die Regierung Asquith und Lloyd George, 
für die Opposition Lord Lansdowne und Bonar Law, für die Nationalisten 
Redmond und Dillon, für die Ulsterleute Sir Edward Carson und Craig. 
Bei der Eröffnung sagt der König: Meine Intervention kann als neues 
Verfahren betrachtet werden; aber die außergewöhnlichen Umstände recht- 
fertigen meine Handlungsweise. Seit Monaten nehmen die Ereignisse in 
Irland sicherlich eine beständige Richtung auf den Appell an die Gewalt. 
Heute ist der Ruf „Bürgerkrieg"“ auf allen Lippen. Es ist undenkbar, daß 
wir an den Rand eines Bruderkrieges gebracht werden sollten nach den 
Ergebnissen, die offenbar so gceignet zu einer friedlichen Beilegung sind, 
wenn sie im Geiste des Entgegenkommens behandelt werden. Ihre Ver- 
antwortlichkeit ist in der Tat groß, und die Zeit ist kurz, aber sie ist aus- 
reichend, wenn der gute Wille vorhanden ist, möglichst ernsthaft, geduldig 
und versöhnlich zu sein im Hinblick auf die Größe der auf dem Spiele 
stehenden Interessen. Ich bitte zu Gott, daß er Ihre Beratungen vollenden 
möge, daß sie zu einer friedlichen und ehrenvollen Beilegung führen. 
23.—25. Juli. (Spithead.) Parade der gesamten britischen 
Schlachtflotte. 
24. Juli. Die Homerulekonferenz wird abgebrochen, da sich 
keine Einigung zwischen den Parteien erzielen läßt. 
26. Juli. Ergebnisloser Konferenzvorschlag Sir Edward 
Greys. (Über die weiteren diplomatischen Verhandlungen vor 
Kriegsausbruch siehe den besonderen Abschnitt im „Anhang“.) 
27. Juli. (Unterhaus.) Sir Edward Grey macht über 
seinen Vermittlungsvorschlag folgende Mitteilungen: 
Ich glaube, dem Hause ausführlich die Stellung, die die britische 
Regierung bis jetzt eingenommen hat, darlegen zu müssen. Letzten Freitag (24.) 
morgen erhielt ich vom österreichisch-ungarischen Botschafter den Text der 
Mitteilungen der österreichisch-ungarischen Regierung an die Mächte, 
die in der Presse auch erschienen und die die Forderungen Oesterreich- 
Ungarns an Serbien enthalten. Nachmittags sah ich die übrigen Bot-
	        
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