Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Isien. (Juli 6.—28.) 1005 
6. Juli. (China.) Schluß der Tibetkonferenz in Simla. 
China behält nominell die Souveränität. Tibet erhält eine auto- 
nome Verwaltung. Die Anzahl der chinesischen Truppen wird beschränkt. 
Ueber verschiedene Punkte hat sich die Konferenz nicht einigen können, so 
über den tibetanischen Anspruch, daß die Hälfte von Kokonor (nämlich der 
südlich vom Kuerlungebirge gelegene Teil) in das autonome äußere Tibet 
einbegriffen werden solle. China hatte dagegen Einspruch erhoben mit der 
Begründung, daß Kokonor stets ein Teil von Kanfu gewesen sei. Die Zu- 
ständigkeit von Chiambo bildete ebenfalls einen Anlaß zu Meinungsver- 
schiedenheiten. China wies darauf hin, daß es bei Beginn der Konferenz 
Chiambo als an der tibetanischen Grenze liegend betrachtet hatte; es habe 
sechsmal nachgegeben, indem es 800 Meilen Gebietes aufgegeben habe, und 
sei jetzt bereit, den Salweenfluß als Grenze anzunehmen. 
10. Juli. (China.) Finanzmaßregeln. 
Die Regierung teilt den Provinzialbehörden mit, daß angesichts der 
verbesserten Finan zlage die Münzreform um ein Jahr vertagt werde. Bei 
Verhandlungen mit dem Fünfmächtesyndikat erklärte sich die Regierung 
bereit, einen Vorschuß von 34 Mill. Pfund Sterling bis Ende dieses Jahres 
entgegenzunehmen, um 22 Mill. fremde und 12 Mill. chinesische Anleihen 
zurückzuzahlen. Es soll dies die letzte große Fremdenanleihe sein. 
12. Juli. (China.) Der deutsche Gesandte in China E. v. 
Harthausen in Berlin 1. 56 Jahre alt. 
14. Juli. (Japan.) Urteil im Marineskandalprozeß. (Siehe 
30. Januar und 25. April.) 
Hermann erhält ein Jahr, der Reuteragent Blundell zehn Monate 
Zuchthaus; beiden wird Strafaufschub auf drei Jahre gewährt. Pooley 
erhält zwei Jahre Zuchthaus ohne Strafaufschub und 200 Yen Geldstrafe. 
Die Verurteilten legen Berufung ein. 
18. Juli. (Japan.) Weitere Urteile im Marineskandalprozeß. 
Wegen Bestechung bei Lieferungen für das Kriegsschiff „Kongo“ 
werden Direktoren und Angestellte der (englisch-)japanischen Firma Mitui- 
Vickers zu Gefängnisstrafen von 1/—4 Jahren verurteilt. Der Schiffbau- 
sachverständige, frühere Admiral Matsuo erhält zwei Jahre Gefängnis. 
18. Juli. (Japan.) Es wird bekannt gegeben, daß im nächsten 
Monat 1700 Mann der Besatzungstruppen aus China zurückgezogen 
werden. In Peking und Tientsin sowie als Bahnwache wird je eine 
Kompagnie verbleiben. 
21. Juli. (Persien.) Thronbesteigung des für großjährig 
erklärten Schahs Ahmed Kadjar. 
27. Juli —1. August. (Kiautschou.) Der japanische General- 
gouverneur Baron Fukushima mit Gefolge besichtigt die deutsche 
Kolonie. 
W. Juli. (Japan.) Japans Haltung im europäischen Konflikte. 
Die offiziösen japanischen „Times“ erklären, daß Japan mit den 
drei in Betracht kommenden Großmächten Oesterreich-Ungarn, Deutschland 
und Rußland auf bestem Fuße stehe, während es an Serbien in keinerlei
	        
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