1008 Alen. (August 24.—September 4.)
fest entschlossen ist, treu ihrem Fahneneid und eingedenk des Waffenruhmes
der Väter, den Platz bis zum Aeußersten zu halten. Jeder in zähem
Widerstande errungene neue Tag kann die unberechenbarsten, günstignen
Folgen zeitigen. Zu stolzer Freude gereicht es uns, daß nunmehr auch
wir für Kaiser und Reich fechten dürfen, daß wir nicht dazu verurteilt
sind, tatenlos beiseite zu stehen, während unsere Brüder in der Heimat in
schwerem Kampfe stehen. Festungsbesatzung von Tsingtau! Ich erinnere
Euch an die glorreichen Verteidigungen Colbergs, Graudenz und der
schlesischen Festungen vor etwas mehr als 100 Jahren. Nehmt Euch diese
Helden zum Beispiel! Ich erwarte von Euch, daß ein jeder sein Bestes
hergeben wird, um mit den Kameraden in der Heimat an Tapferkeit und
jeglicher soldatischen Tugend zu wetteifern. Wohl sind wir zur Verteidi-
gung bestimmt, haltet Euch aber so vor Augen, daß die Verteidigung nur
dann richtig geführt wird, wenn sie vom Geiste des Angriffs erfüllt ist.
Am 18. August habe ich Se. Mcajestät drahtlich versichert: „Ich einstehe für
Pflichterfüllung bis aufs Aeußerste.“ Am 19. August habe ich den aller-
höchsten Befehl Sr. Majestät erhalten, Tsingtau bis aufs Aeußerste zu ver-
teidigen. Wir werden Sr. Maiestät unserm allergnädigsten Kriegsherrn
durch die Tat beweisen, daß wir des in uns gesetzten allerhöchsten Ver-
trauens würdig sind. Es lebe Se. Majestät der Kaiser!
24. August. (Kiautschou.) Kaiser Wilhelm richtet folgendes
Telegramm an die Besatzung von Tsingtau: Gott mit Euch in
schweren bevorstehenden Kämpfen! Ich gedenke Euer. Wilhelm, I. R.
25. August. (Japan.) Kriegszustand zwischen Österreich-
Ungarn und Japan.
31. August. (China.) Der bisherige deutsche Gesandte in
Meriko Kapitän z. S. von Hintze wird zum Gesandten in Peking ernannt.
Ende August. (China.) Mobilmachung von sechs Divisionen
zum Schutze der Neutralität.
Anfang September. (China.) Die Regierung gibt die Er-
klärung ab, daß sie auf den Punkten innerhalb Lunkau, Laitschau
und der Umgebung der Kiautschoubai, die die kriegführenden Truppen
passieren müßten, nicht die Verantwortung für eine strikte Durch-
führung der Neutralität übernehmen könne.
4. September. (Japan.) Der Reichstag tritt zu einer außer-
ordentlichen Tagung zusammen.
Die vom Kaiser persönlich verlesene Thronrede lautet: Indem Wir
hiermit die Tagung des Reichstages eröffnen, verkünden Wir den Mit-
gliedern des Ober- und Unterhauses was folgt: Da der europäische Krieg
sich bis nach Ostasien ausgedehnt hat, waren wir gezwungen, Deutschland
den Krieg zu erklären, um dauernden Frieden in Ostasien zu sichern. Wir
erwarten, daß Unsere Untertanen in Loyalität und Einigkeit alles tun
werden, um das Ziel dieses Krieges zu erreichen und zur Mehrung des
Ruhmes der Nation. Den Staatsministern haben Wir befohlen, dem Reichs-
tag das infolge der Kriegslage notwendige Budget und sonstige dringliche
Vorlagen zu unterbreiten und Wir hoffen, daß Sie, meine Herren, in
voller Erkenntnis Unserer Intentionen, ihnen ungeteilte Unterstützung ge-
währen werden.