Auhans II. Liplematische Enthälungen. (Januar 16.—Juli 2.) 1067
Der deutsche Botschafter wird ferner beauftragt, Grey eindringlich
klar zu machen, daß die deutsche Armee sich nicht einem französischen An-
griff auf dem Wege durch Belgien aussetzen könne, was nach völlig ein-
wandfreien Berichten geplant gewesen sei. Deutschland habe daher die
belgische Neutralität außer acht lassen müssen, da es eine Frage von Leben
oder Tod für Deutschland sei, den französischen Vormarsch zu verhindern
(EB 157).
(London.) Die britische Regierung beauftragt ihren Ver-
treter in Berlin, von der deutschen Regierung bis 12 Uhr nachts
eine befriedigende Antwort betr. Achtung der belgischen Neutralität
zu verlangen und, wenn sie verweigert werde, seine Pässe zu for-
dern und der deutschen Regierung zu erklären, daß die britische
Regierung alle in ihrer Macht stehenden Schritte ergreifen werde,
um die Neutralität Belgiens zu erhalten und einen Vertrag zu
wahren, an dem Deutschland so viel teil habe, wie sie selbst (EB 159;
s. S. 581 ff.).
Kurz nach 7 Uhr abends erschien der britische Botschafter im Aus-
*z9p- Amt, um den Krieg zu erklären und seine Pässe zu fordern (s.
S. 387).
Den Abschluß der englisch-deutschen Beziehungen bildet die Unter-
redung Greys mit dem deutschen Botschafter am 4. August (nach der Kriegs-
erklärung), in der der Staatssekretär das eigenartige Geständnis ablegte,
der zwischen England und Deutschland ausgebrochene Krieg werde es ihm
ermöglichen, Deutschland beim Friedensschluß wertvollere Dienste zu leisten,
als die Neutralität ihm gestattet hätte. (Der Inhalt der Unterredung mit-
geteilt von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ am 27. August 1915;
s. die Beck'sche „Chronik des Deutschen Krieges“ Bd. VIII S. 101 ff.)
Anhang II.
Diplomatische Enthüllungen.
16. Januar —2. Juli. Aus den belgischen Gesandtschafts-
berichten des Jahres 1914.7) ·
*) Die für die geheime Vorgeschichte des Krieges grundlegende Ver-
öffentlichung der Berichte der belgischen Gesandten in Berlin,
Paris und London aus den Jahren 1905—1914 erfolgte durch
die „Nordd. Allg. Ztg.“ in sieben Sondernummern, die in der Zeit vom
29. Juli bis 25. August 1915 erschienen, und deren jeder außer dem Wortlaut
der Berichte im französischen Original nebst deutscher Uebersetzung eine
übersichtliche Einleitung beigegeben war. In Jahrgang 1915 des Geschichts-
kalenders (S. 309—335) sind diese Einleitungen wörtlich wiedergegeben.
Einen vollständigen Abdruck der Berichte in deutscher Uebersetzung enthält