Greßbritannien. (August 3.) 555
Hause mit Rücksicht auf Belgien gegeben habe, daß wir vorbereitet sein
müssen, und wir sind vorbereitet, alle die Gewalt zu gebrauchen, über die
wir im Augenblick verfügen, um, man kann nicht wissen, wie bald, uns
selbst zu verteidigen und die uns nötige Rolle auf uns zu nehmen. Die
Bereitschaft und die Gewalt unserer Kräfte ist niemals größer gewesen als
heute, und es hat niemals eine Zeit gegeben, in der das Vertrauen auf
unsere Seemacht zum Schutze unseres Handels mehr gerechtfertigt gewesen
ist. Wir denken immer an die Leiden und das Elend, das mit dem Krieg
verbunden ist und denen kein europäisches Land entgehen wird und vor
denen selbst die Neutralität uns nicht schützen würde. Ich glaube, daß wir
die Unterstützung des Hauses haben werden, was immer die Folgen sein
mögen und was immer die Maßregeln sein werden, die uns durch die
Entwicklung der Ereignisse oder durch die Handlungen anderer ausgezwungen
werden. Die Lage hat sich mit solcher Geschwindigkeit entwickelt, daß es
mit Rücksicht auf den Krieg außerordentlich schwierig ist, zu beschreiben,
was sich tatsächlich bis jetzt ereignet hat. Ich wünschte den Untergrund
der Dinge klarzulegen, welcher unsere eigene Stellung und unsere eigene
Politik bestimmt, und diese Dinge selbst klarzumachen. Ich habe diese vi-
talen Interessen dem Hause dargelegt, und wenn, wie es nur allzu wahr-
scheinlich ist, wir gezwungen sein sollten, und zwar bald gezwungen sein
sollten, angesichts dessen, was auf dem Spiele steht, Stellung zu nehmen,
dann, glaube ich, wenn das Land erkennt, was tatsächlich auf dem Spiele
steht und was die wahren Ziele sind, ferner die Größe der drohenden Ge-
fahren im Westen Europas, dann glaube ich, werden wir nicht allein unter-
stützt werden durch das Unterhaus, sondern auch durch die Entschlossenheit,
den Mut und die Ausdauer des ganzen Landes.
Bonar Law und Redmond versichern die Regierung ihrer Unter-
stützung. Ramsay Macdonald erklärt: Grey hat davon gesprochen, was
„Englands Ehre“ erfordere. Es gibt wohl keinen Krieg, auch nicht den
verbrecherischsten, für den nicht Staatsmänner sich auf die Ehre der Nation
berufen hätten. So war es mit dem Krimkrieg, so mit dem Burenkrieg,
und so ist es jetzt. Was hat es für einen Sinn zu sagen, daß wir Bel-
gien helfen müßten, wenn wir in Wahrheit uns in einen Krieg einlassen,
der Europas Karte ändern muß? Grey hat nicht ein Wort von Rußland
gesprochen; aber man möchte auch gern darüber ein Wort hören. Wir
möchten eine Vorstellung davon haben, was geschehen wird, wenn die Macht
in Europa an Rußland übergeht. Unsere Freundschaft mit Frankreich, auch
so wie Grey sie schildert, kann keins der Länder berechtigen, sich um des
andern willen in einen Krieg einzulassen. Der Gedanke, daß Frankreich in
Gefahr käme, aus Europa vertilgt zu werden, daß es nicht mehr seine
Rolle in der Zivilisation spielen könnte, ist eine absolute Absurdität; Grey
hatte ja auch gesagt, daß Frankreich imstande wäre, sich selbst zu verteidigen.
Aber der Gedanke selbst ist eine Ungereimtheit und kann keineswegs ein
Eingreifen in den Krieg von unserer Seite rechtfertigen. Ich weiß, daß
wir die Majorität des Hauses gegen uns haben; aber so war es auch beim
Burenkriege, und darauf folgte der große Umschlag von 1906. Wir be-
reiten uns nun darauf vor, dasselbe durchzumachen wie damals. Was auch
geschehen mag und welchen Angriffen wir auch ausgesetzt sein mögen, so
werden wir doch immer wieder sagen, daß England hätte neutral bleiben
müssen, weil wir aus innerstem Herzen überzeugt sind, daß dies das Rich-
tige gewesen wäre und das einzige, das mit der Ehre der Nation und den
Traditionen der jetzigen Regierungspartei übereingestimmt hätte. Der
Friedensfreund Morell sagt: Wenn wir jetzt in den Krieg gehen, so tun
wir das ebensosehr, um den russischen Despotismus zu stärken wie um