Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Nebersicht über die politische Entwichlung des Jahres 1914. 1095 
Botschafter in Paris Iswolski gelungen, Greys Zustimmung zu 
einer russisch-englischen Marinekonvention zu gewinnen, 
über die in einer Beratung der beiderseitigen Marinestäbe das Ruistsch-eng- 
Nähere vereinbart werden sollte. Nachdem das englische Kabinett'#che#narine- 
sein Einverständnis mit diesem Vorschlag erklärt hatte, fand bereits « 
am 26. Mai in Petersburg bei dem Chef des russischen Marine— 
stabes eine entscheidende Konferenz statt, in der die Grundlagen 
für die Verhandlungen über das geplante Marineabkommen fest- 
gestellt wurden. Die Konvention, inhaltlich genau dem französisch- 
russischen Marineabkommen entsprechend, sollte sich sowohl auf die 
militärischen Operationen in der Nord= und Ostsee, wie auf die 
im Gebiete des Schwarzen und des Mittelländischen Meeres erstrecken. 
Der Abschluß der Konvention war für August 1914 bei einem 
Besuch des Ersten Seelords, des Prinzen Ludwig von Battenberg, 
in Petersburg vorgesehen. In der chauvinistischen Presse Frankreichs 
und Rußlands (S. 831 f.) kam die Genugtuung über diesen Erfolg 
zum größten Mißvergnügen Sir Edward Greys ganz unverhüllt 
zum Ausdruck. Im englischen Unterhause beantwortete Grey am 
11. Juni eine diesbezügliche Interpellation des Liberalen King mit 
der ausweichenden Versicherung, „daß, wenn zwischen den Mächten 
Europas ein Krieg ausbräche, keine geheimen Abkommen beständen, 
welche die Regierung oder das Parlament in ihrer Entschlußfreiheit 
beschränken oder behindern könnten“ (S. 538 f.). Auch die deutsche 
Regierung hatte bereits im Mai von den zwischen England und 
Rußland sich anspinnenden Beziehungen auf vertraulichem Wege 
Kenntnis erhalten. Getreu ihrem Prinzip, jede internationale 
Konfliktsmöglichkeit im Keime zu ersticken, hat sie Anfang Juli 
ihren Londoner Vertreter beauftragt, die englische Regierung auf 
die ernsten Gefahren aufmerksam zu machen, die diese Politik für 
den Weltfrieden berge (S. 437). Als Grey am 28. Oktober 1915 
wegen dieser deutschen Anfrage im Unterhause interpelliert wurde, 
beschränkte er sich auf die Erklärung, ein Marineabkommen zwischen 
England und Rußland sei an diesem Zeitpunkte nicht abgeschlossen 
gewesen, während die deutsche Anfrage nur von der Einleitung 
von Verhandlungen gesprochen hatte. Die Reorganisation des Drei- 
verbandes im Sinne des von den Kriegshetzern der Ententeländer
	        
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