Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

Luxemburg. 
Niederlande. 
Dänemark. 
1182 Nebersicht über die politische Entwicluns des Jahres 1914. 
verstehen behördlicher Anordnung zurückzuführen (S. 759). Durch 
den deutschen Siegeszug wurde die belgische Regierung genötigt, 
ihren Sitz am 17. August nach Antwerpen, am 7. Oktober nach 
Ostende und am 13. Oktober nach Havre zu verlegen. Am 25. August 
wurde Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz mit der Verwaltung 
der von den deutschen Truppen besetzten Gebiete betraut. Trotz der 
bei jeder Gelegenheit zutage tretenden Gehäsfigkeit der Bevölkerung 
ist es der deutschen Verwaltung, die streng, aber gerecht ihres Amtes 
waltete, ohne Strafmaßnahmen gelungen, die Ordnung wieder- 
herzustellen und den Gang des wirtschaftlichen Lebens aufrecht- 
zuerhalten. Bei der Lebensmittelbeschaffung wurde sie von dem 
amerikanisch-spanischen Hilfskomitee unterstützt (S. 764). Am 
19. Dezember beschlossen die Landtage der neun Provinzen, die 
dem Lande auferlegte Jahreskontribution von 480 Millionen Franken 
durch Ausgabe von Schatzscheinen aufzubringen, für welche die 
Provinzen die Solidarhaft übernahmen (S. 767). — Luxemburg 
(S. 768 ff.) mußte am 2. August von deutschen Truppen aus militä- 
rischen Rücksichten ungeachtet des Protestes der Staatsregierung 
besetzt werden. Doch blieb dank der korrekten Haltung der Regierung 
und der Bevölkerung die staatliche Selbständigkeit des Landes ge- 
wahrt. Für die verursachten Schäden wurde von deutscher Seite 
voller Ersatz geleistet; bis Ende November bereits 1,5 Millionen 
Franken (S. 770). — In den Niederlanden (S.771 ff.) fand am 
3. Juni ein neues Steuergesetz, das eine allgemeine Einkommen- 
steuer und eine ergänzende Vermögenssteuer vorsah, die Billigung 
der Volksvertreter (S.771). — In Dänemark (S. 775 ff.) führte 
die Wahlreformfrage zu einem heftigen innerpolitischen Konflikt. 
Da die Obstruktion der konservativen Minderheit im Landsthing 
die Annahme des von der vereinigten Linken aufgestellten demo- 
kratischen Wahlgesetzentwurfes unmöglich machte, wurde das Lands- 
thing, zum ersten Male seit seinem Bestehen, am 15. Juni auf- 
gelöst. Die von dem Ministerium Zahle vertretene, vom König 
nicht anerkannte Auffassung, daß die Auflösung des Landsthings 
auch die vom Könige auf Lebenszeit ernannten Mitglieder betreffe, 
drohte eine Kabinettskrise heraufzubeschwören, die jedoch nicht zum 
Ausbruch kam, da die am 16. Juli abgehaltenen Neuwahlen der
	        
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