Grobritannien. (Anfang Oktober—5.) 593
des vereinigten Königreichs unterzeichneten Kundgebung, die die
politische Haltung Sir Edward Greys verteidigt, heißt es:
Gott weiß, was es für uns bedeutet, daß wir durch diesen Krieg
von so vielen getrennt sind, mit denen wir den Vorzug hatten und mit
denen, wie wir hoffen, wir noch einmal den Vorzug haben werden, für
die Verbreitung des christlichen Glaubens unter den Menschen zu wirken.
Wir vereinigen uns von ganzem Herzen mit unsern deutschen Brüdern,
um die unheilvollen Wolken des Krieges zu bedauern, insbesondere dessen
Rückwirkung, insofern er die Tätigkeit und Mittel der christlichen Völker
von den großen schöpferischen Aufgaben ablenkt, zu denen die Vorsehung
sie berufen sowohl bei den Völkern Asiens wie Afrikas. Allein es darf kein
Mißverständnis über unsere Lage obwalten. Von dem eifrigen Wunsche
nach Frieden beseelt, als solche, die in der ersten Reihe für ihn gekämpft
haben, insbesondere darauf bedacht, die enge Gemeinschaft von Deutschland
und England zu fördern, fühlen wir uns dennoch veranlaßt zu erklären,
daß, wie teuer uns auch der Frieden sein werde, die Grundsätze der Wahr-
haftigkeit und der Ehre uns noch teurer sind. Hätten wir anders gehandelt,
als wir tun, so hätten wir wissentlich eine Verpflichtung umgangen, an
die wir uns feierlich gebunden haben, so wären wir unsern Verantwor-
tungen und Aufgaben im Hinblick auf die Erhaltung des öffentlichen Rechts
in Europa ausgewichen. Wir haben Stellung genommen für den guten
Glauben im internationalen Leben, für die Erhaltung der kleinen Nationali-
täten und für die Wahrung der wesentlichen Lebensbedingungen für die
Brüderschaft unter den Völkern.
Anfang Oktober. Handelsbilanz.
Für die ersten beiden Kriegsmonate ergibt sich im britischen Außen-
handel eine Abnahme um 70,8 Mill. Pfund, die sich mit 29,9 Mill. Pfund
auf die Einfuhr und mit 40,9 auf die Ausfuhr verteilt. Der Umstand, daß
die Ausfuhr mehr zurückgegangen ist als die Einfuhr, ist insofern nicht
ohne Bedeutung, als sich dadurch die schon immer bestehende Passivität der
englischen Handelsbilanz noch steigert.
3. Oktober. Die „Times“ erklären: England führt den Krieg
noch länger als 20 Jahre, wenn es sein muß.
5. Oktober. Der Sekretär der Admiralität veröffentlicht fol-
gende Ankündigung betr. die Gefahrzone in der Nordsee:
Die deutsche Politik des Minenlegens, verbunden mit der Tätigkeit der
Unterseeboote, zwingt die Admiralität aus militärischen Gründen, Gegen-
maßregeln zu ergreifen. Die Regierung erteilte deshalb die Genehmigung
zum Minenlegen in gewissen Gebieten. Um die Gefahr für die Nicht-
kämpfer zu verringern, teilt die Admiralität mit, daß es von jetzt ab für
die Schiffe gefährlich ist, das Gebiet zwischen 51. Grad 15 Min. und 51.
Grad 40 Min. nördlicher Breite und zwischen 1. Grad 35 Min. und 3. Grad
östlicher Länge zu durchfahren. In Zusammenhang wird daran erinnert,
daß die südliche Grenze der deutschen Minenfelder auf 52. Grad nördlicher
Breite liegt. Obgleich die Grenzen der gefährlichen Gebiete hierdurch be-
stimmt sind, darf nicht angenommen werden, daß die Schiffahrt in irgend-
einem Teile der Gewässer südlich und nördlich davon ungefährlich sei.
Dazu wird von amtlicher deutscher Seite bemerkt: Die Behauptung
der englischen Admiralität, die deutschen Minenfelder gingen bis zum 62.
Grad näördlicher Breite, ist frei erfunden. Deutsche Minen liegen nur an
der englischen Küste. Das oben angekündigte Verfahren Englands, die inter-
Europäischer Geschichtskalender. LV. 38