Grofbritamien. (Oktober 14.—18.) 595
legen Churchills abgesandt werden konnte, aber wir glauben, daß die Zu-
stimmung, soweit fachmännische Kollegen in Betracht kommen, dringend
gefordert und widerwillig erteilt wurde. Wir schreiben die Verantwortung
hierfür Churchill zu, weil wir im Kriege mit Tatsachen und nicht mit
konstitutionellen Formen zu tun haben und wissen, daß Churchill mit Leib
und Seele für die Expedition war.
14. Oktober. (Plymouth.) Ausschiffung des ersten kanadischen
Kontingentes.
17. Oktober. Vertagung des Parlaments bis zum 11. No-
vember.
17. Oktober. (London.) In Deptford und einigen anderen
Vororten stürmt der Pöbel die deutschen Läden.
Die Unruhen erneuern sich am folgenden Tage. Ein Truppenauf-
gebot stellt die Ordnung wieder her. Zahlreiche Verhaftungen werden vor-
genommen.
Die „Daily Mail“ bemerkt dazu am 19.: Das Volk war über die
Maßen gereizt durch die Gleichgültigkeit, die Beamte gegenüber den Deut-
schen und Oesterreichern in unserer Mitte zeigen. Die Regierung glaubt,
daß von ihnen nichts zu fürchten sei. Die Ansicht des Volkes ist, daß nach
der mächtigen Warnung durch die Ereignisse in Frankreich und Belgien
leichtherzige Toleranz nicht angebracht und gefährlich ist. Jeder in Groß-
britannien befindliche Deutsche und Oesterreicher ist eine mögliche Bedro-
hung unserer Sicherheit und sollte sofort der Möglichkeit, uns zu schädigen,
beraubt werden. Das ist der einzige sichere und vernünftige Weg, und
wenn die Regierung nicht energisch handelt, fürchten wir sehr, daß es sehr
schwer, wenn nicht unmöglich sein wird, Ausbrüche des Volkes zu verhindern.
Die „Daily News“ schreiben am 21.: Der Schaden, den die Opfer
der abscheulichen Ausschreitungen erlitten haben, ist groß, aber er ist
sehr klein, verglichen mit dem Schaden, den die Ehre und der gute Name
Englands in den Augen der Außenwelt erlitten hat. Es besteht kein Zweifel
darüber, auf wem die Verantwortung für diese der Nation angetane Schmach
ruht. Nicht auf der unwissenden Menge, sondern auf einem Teil der Presse,
der unaufhörlich geschäftig war, alle rohen Leidenschaften gegen die un-
glücklichen Ausländer aufzustacheln. Wir wissen nicht, wie lange das Staats-
sekretariat des Innern dulden wird, daß dieses System brutaler Aufhetzung
der Menge fortdauert. Die Folgen sind jetzt klar. Niemand kann damit
einverstanden sein, daß die mißleiteten Opfer sich für das unverantwortliche
Auftreten der Anstifter zu verantworten haben.
18. Oktober. Der militärische Mitarbeiter der „Times“ schreibt:
Für uns hat der Krieg kaum begonnen. Wir sandten erst den Kern
unserer Vortruppen nach Frankreich, um den Feind durch Vorpostengefechte
festzuhalten. Der Rest der Vortruppen wird im Frühling folgen, die Haupt-
armee Ende des nächsten Jahres auf dem Schlachtfelde erscheinen. Wir
haben keine Eile, bedauern natürlich für unsere Verbündeten, daß wir noch
langsamer als Rußland unser Gewicht in die Wagschale werfen können.
Wenn der Feind in der Zwischenzeit Erfolge erringt, so ist das um so
besser für ihn. Dieser Umstand kann aber nicht die ständig wachsende Zahl
unserer Soldaten aufhalten. Kosten kommen wenig in Betracht, da Deutsch-
land mit Land und Geld zahlen muß. Selbst, wenn man das Schlimmste
annimmt, daß der letzte Kosak am Ural steht und der letzte französische
Hausknecht aus Paris vertrieben sein sollte, dann werden wir den Seekrieg
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