Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

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Eigentumsrechtes auch dann zu bewilligen, falls der Schätzwert des einzelnen 
Objektes 50000 Kr. übersteigt, und unbewegliches Staatseigentum mit 
Baurechten zu belasten. Die Regierung wird weiter ermächtigt, die Mittel 
für die durch den Krieg verursachten, in der Zeit vom 1. Juli bis 31. 
Dezember 1917 entstehenden außerordentlichen Ausgaben, dann für die 
Deckung der aus Staatseinnahmen nicht gedeckten Staatsausgaben des Ber- 
waltungsjahres 1916.17 durch Kreditoperationen zu beschaffen. Die Kredite 
für Eisenbahnbauten können bis 31. Dezember 1917 verwendet werden. 
Als Grundlage für den Staatsrechnungsabschluß des Verwaltungsjahres 
1916.17 hat an Stelle des Finanzgesetzes eine mit Verordnung des Ge- 
samtministeriums zu erlassende Aufstellung der Staatsausgaben und Staats- 
einnahmen dieses Verwaltungsjahres zu dienen. " 
Zu Beginn der Beratung gibt Ministerpräsident Graf Clam-Mar- 
tinic folgende Regierungserklärung ab: Hohes Haus! In einem 
Augenblicke, für dessen historische Größe, Ernst und Wucht unsere Sprache 
kein genügend prägnantes Wort besitzt, ist das hohe Abgeordnetenhaus, dem 
Rufe Sr. Maj. folgend, zu seinen Beratungen zusammengetreten. Indem 
wir Sie, meine geehrten Herren, um Ihre Unterstützung bitten, versichern 
wir Sie zugleich, daß die Regierung alles aufbieten wird, um auch ihrerseits 
dazu beizutragen, damit die Tagung des Reichsrates unserem geliebten 
Vaterland in dieser ernsten Stunde eine mächtige Stütze sei und der Be- 
völkerung in dieser schweren Zeit Hilse und Trost bringe. Fast drei Jahre 
furchtbaren blutigen Ringens liegen hinter uns; der schrecklichste Krieg der 
Weltgeschichte hat unsägliche Opfer verlangt, und mit tiefer, herzzer- 
reißender Trauer gedenken wir der Tausende, die ihr Leben gelassen, die 
ihre Gesundheit geopfert für unseres Vaterlandes geheiligte Ehre und für 
dessen Bestand. Alle die Tränen, die geflossen sind und fließen um all die 
Teuren, deren Gräber von den nordischen Sümpfen über all die Länder 
und Gebirge hin bis zu Albaniens Gestaden einen großen Soldatenfriedhof 
bilden — sie sind aber nicht umsonst geflossen. 
Unsere alte heißgeliebte Monarchie steht heute, nach 34 Kriegsmonaten, 
fester denn je, sie hat ein Erwachen gefeiert, ein Erwachen aus Lethargie 
und innerem Hader, und ihre Erhaltung und dieses Erwachen und Sich- 
selbsterkennen, daß danken wir unserer ruhmreichen, herrlichen Armee, diesem 
rocher de bronze, an dem alle Anstürme der Feinde zerschellt sind. Was 
unsere heldenmütige Armee geleistet hat im Laufe der 34 Kriegsmonate 
an Todesmut und Ausdauer und von Vaterlandsliebe getragener Soldaten- 
treue — davon werden noch späte Geschlechter erzählen. Ihnen allen, die 
draußen im Schützengraben die feste, unbezwingliche Mauer bilden, heute 
einen warmen Gruß und dankbares, treues Gedenken hinauszusenden, sei 
auch der Regierung gestattet. (Lebh. Beif. und Händeklatschen.) Ebenso wollen 
wir dankbarst aller jener gedenken, die unverdrossen und mit bewunderns- 
werter Geduld alles ertragen haben, was der Krieg ihnen an Schmerzen, 
Lasten und Entbehrungen aufgebürdet, aller jener, die in nicht ermüdender 
Arbeit im Hinterlande das wirtschaftliche Durchhalten ermöglicht und 
der Armee gegeben haben, was sie braucht. Im festen Vertrauen auf die 
unbezwingbare Mauer unserer Verteidiger blicken wir stolz erhobenen Hauptes 
und voll Bertrauen der Zukunft entgegen. 
Hohes Haus! Die Regierung gelangt heute zum ersten Male zum 
Wort in einem Augenblicke, wo Sie die Beratung des Budgetprovisoriums 
beginnen, und gestatten Sie, daß ich eingangs meiner Ausführungen das 
Budgetprovisorium ihrer wohlwollenden Würdigung und Annahme an- 
empfehle. Während ich mich hinsichtlich der auswärtigen Lage und der 
Aussichten und Möglichkeiten zur Herbeiführung eines ehrenvollen Friedens
	        
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