568 Helgien. (Januar 10.—Februar 4.)
die Schweiz eingeführten Waren. Die franz. Regierung gewährt ihrerseits
der Schweiz gewisse Erleichterungen bezüglich der Versorgung der Schweiz
mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Außerdem läßt Frankreich ein ge-
wisses Kontingent von Waren, auf deren Ausfuhr die schweiz. Industrie
besonderen Wert legt, zur Einfuhr in Frankreich zu, wogegen die Schwei#
die Eröffnung eines monatlichen Kredites bewilligt, wie dies bereits durch
das Abkommen vom 29. Sept. 1917 (s. S. 562) für die letzten drei Monate
des Jahres vereinbart worden war.
X.
Belgien.
(Ueber die belgische Frage s. den besonderen Abschnitt in Anhang I.)
10. Jan. Antwortnote an die Ver. St. s. S. 379 f.
11. Jan. (Havre.) Als Nachfolger des verstorbenen Generals
Wielemans wird Generallt. Buguoy zum Oberkommandierenden
der belg. Armee ernannt.
4. Febr. (Brüssel.) Landestagung sämtlicher Gruppen der
aktiven flämischen Bewegung.
Anwesend sind über 200 Obmänner von der gemäßigten bis zur radikal-
nationalen Richtung. Die Versammlung berät über die #age des flämischen
Landes und seine Zukunft, im Anschluß an die jüngsten Friedenskund-
ebungen und die Ereignisse, die darauf gefolgt sind. Einmütig wird die
Hordezung völliger Autonomie für das flämische Volk auf der Grundlage
seiner niederländischen Muttersprache und Kultur erhoben. Die Versamm-
lung wählt aus ihrer Mitte einen „Rat für Flandern“ mit einem ge-
schäftsführenden Ausschuß, der die weiteren Schritte zur Vorbereitung und
Erreichung dieses Zieles tun wird. Der Rat erläßt einen von der Ver-
sammlung einstimmig genehmigten „Aufruf an das flämische Volkt“,
in dem es heißt: Der Frieden ist trotz allem im Anzug. Auf das Friedens-
angebot Deutschlands vom 12. Dez. 1916 ist die Friedensnote von Präsident
Wilson gefolgt. Neutrale Staaten wie die Schweiz und die skandinavischen
Reiche haben ihre Zustimmung bezeugt. In welch schroff abweisender Form
auch die Ententemächte auf das Friedensangebot geantwortet haben und
ungeachtet der Verschärfung des Streites wird es sich bald herausstellen,
daß die Friedenssehnsucht, die bei allen Völkern mit jedem Tag stärker
wird, eine unwiderstehliche ist. Im Namen der Menschlichkeit und der
Gesittung fordern wir die fläm. Bevölkerung Belgiens auf, sich einträchtig
dieser Friedensbewegung anzuschließen. Unser Land geht fast drei Jahre
lang gebückt unter den Schicksalsschlägen des Krieges. Aber wird das ganze
Leiden, das wir erduldet haben, werden alle Opfer, die das flämische Volk
für Belgien gebracht hat, vergebens sein? Soll das Blut unserer flämischen
Helden, die 80 Prozent vom belg. Heere ausmachen, vergeblich für das ge-
liebte Vaterland geslossen sein? Sollen die Flamen, wie vor dem Kriege,
ebenso noch nach dem Kriege, in ihrem eigenen Vaterlande als Bürger
zweiter Klasse behandelt werden? Sollen die Interessen Flanderns noch