Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Zweiter Teil. (58b)

842 Serbien. (September 12.) — Merientezre. (Januar 17.) 
dem sie die königliche Sanktion erhalten hat. Die so geeinte Nation würde 
einen Staat von einigen 12 Mill. Einwohnern bilden, der ein mächtiges 
Bollwerk wäre gegen deutschen Ueberfall und ein unzertrennlicher Verbün- 
deter aller zivilisierten Staaten und Bölker. Nikola Pasitsch, k. serb. Premier= 
minister und Minister des Aeußern. Dr. Ante Trumbitsch, Präsident des 
Südslawen-Komitees. (Mitgeteilt i. d. „Südd. Monatsh.“ Sept. 1917.) 
Dieses Abkommen steht zu den ital. Wünschen in offenem Widerspruch. 
Der „Corriere della Sera“ stellt anscheinend offiziös fest, daß das Ab- 
kommen keinerlei internationale Grundlage, vielmehr ausschließlich innerserb. 
Charakter habe, da es ohne Befragung der Verbündeten schon vor der 
letzten Pariser Konferenz getroffen sei. Ueberdies sei die Vollmacht der 
Unterzeichner recht diskutabel, desgleichen die Behauptungen des Dokuments, 
da die Kroaten und Slowenen eine österreichfreundliche Haltung bekundeten: 
der Akt habe daher höchstens vlatonischen Wert. 
Bezeichnend für die ital.-serb. Gegensätze sind auch Aeußerungen 
des serb. Ministerpräsidenten Pasitsch gegenüber dem ital. Abg. Bevione, 
die dieser am 20. Aug. in der Turiner „Gazzetta del Populo“ mitteilt. 
P. habe betont, daß Serbien unbedingt auf der Bildung eines nichtfödera- 
tiven serbisch--kroatisch-slowenischen Einheitsstaates bestche. Es wünsche zwar 
eine möglichst weitgehende freundschaftliche Verständigung und wirtschaft- 
liche Annäherung mit Italien in Dalmatien, jedoch müßten außer Zara 
das ganze übrige dalmatinische Küstengebiet einschließlich Cattaros und der 
vorgelegten Inseln Serbien zufallen. Italien werde durch den Besitz von 
Triest, Pola und Valona ohnedies die unbedingte Vorherrschaft in der 
Adria erlangen, um so mehr als der neue großferbische Staat auf Jahre 
hinaus keine Flotte besitzen werde. Auch in Serbisch-Mazedonien werde 
Serbien keinerlei Konzessionen machen. P., welcher glaubt, die Donau- 
monarchie werde demnächst allen Nationalitäten Autonomie gewähren, nur 
im Heere und in der auswärtigen Politik Einheitlichkeit beibehalten, meinte, 
der Augenblick sei gekommen, um mit dem Abfall der Südflawen der 
Doppelmonarchie den Gnadenstoß zu versetzen. (S. auch S. 513.) 
12. Sept. Protest gegen die Papstnote. 
Die serb. Regierung läßt dem Vatikan eine Note überreichen, in der 
gegen die Nichtbeachtung der serb. Rechte in der päpstlichen Note vom 1. Aug. 
(s. S. 538 ff.) Einspruch erhoben wird. 
XXII. 
Montenegro. 
17. Jan. Kabinettswechsel. 
Der Vorsitzende des Ministerrats Radowitsch reicht dem König (in 
Paris) sein Entlassungsgesuch ein, das angenommen wird. Das neue 
Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz, Krieg und interi- 
mistisch Inneres: der bisherige Kriegsminister General Milo Matano- 
witsch; Auswärtiges und interimistisch öffentl. Unterricht und Kultus: 
Major Milutin Tamanowitsch; Justiz und interimistisch Finanzen und 
det. sbwiten: Dr. Staniche Iltitsch, früheres Mitglied des. Berufungs- 
gerichtshofes.
	        
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