Mittel- und Lüdamerika. (Januar 15.— Februar 7.) 921
28. Dez. Zu den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk.
Ueber die Auffassung der amerik. Regierung meldet „Reuter“
aus Washington: Die Bedingungen, die mit Czernins allgemeinem Friedens-
vorschlag verknüpft sind, sind für die Amerikaner ein Grund, an der Auf-
richtigkeit des Vorschlags stark zu zweifeln. Man nimmt an, daß die deutschen
Bevollmächtigten die Verhandlungen einfach in die Länge ziehen wollen
und gar keinen sofortigen Frieden erwarten. Ihr doppeltes Ziel ist wo
dieses: das deutsche Volk irrezuführen und zugleich Zeit zu gewinnen, damit
die deutschen Linien der Westfront weiter verstärkt werden können. Eine
Bedingung wird als unmöglich angesehen, nämlich die Forderung, daß alle
Kriegführenden an den Besprechungen teilnehmen müssen, damit der vor-
geschlagene Made in Germany-Friede Wirklichkeit wird. Auf Grund von
Auskünften maßgebender Stellen kann erklärt werden, daß die amerik. Re-
gierung bei ihrem Beschluß beharrt, kein Uebereinkommen mit einer Re-
gierung einzugehen, die nicht den freien Willen des regierenden Volkes ver-
körpert. Damit sind alle Erwartungen vereitelt, die die Deutschen hegen
mögen, daß die Russen Amerika dazu bringen könnten, den Friedensvertrag,
über den sie jetzt unterhandeln, zu unterschreiben. Besondern Nachdruck legt
man auf Deutschlands Stillschweigen über die Rückgabe Elsaß-Lothringens,
die man eben als Vorbedingung für jede Friedensübereinkunft ansieht.
Ebenso weist man hin auf die deutschen Auffassungen über „Bürgschaften“
in bezug auf die Rückgabe anderer von den Deutschen besetzter Gebiete.
XXVI.
Mittel- und Südamerika.
15. Jan. (Mexiko.) Auflösung der amerik.-mexik. Kommission.
(S. S. 857.)
19. Jan. (Uruguay.) Bei den Kammerwahlen erlangen die
Oppositionsparteien 59, die Regierungspartei 62 Sitze.
27. Jan. (Costarica.) Ausbruch einer Militärrevolution.
Präsident Gonzales Flores wird abgesetzt und muß das Land
verlassen. Kriegsminister J. Tinoco übernimmt vorläufig die Regierung.
5. Febr. (Mexiko.) Neutralitätserklärung.
General Carranza erläßt eine Proklamation, wonach Mexiko im
Falle eines Konfliktes zwischen den Ver. Staaten und Deutschland neutral
bleiben wird.
7. Febr. (Argentinien.) Antwort auf die deutsche Note v. 31.Jan.
Die Regierung überreicht dem deutschen Gesandten die Antwort auf
die deutsche U-Bootmitteilung v. 31. Jan., worin sie ihr Bedauern aus-
spricht, daß so extreme Maßregeln für notwendig erachtet würden, und
erklärt, daß die Regierung ihr Verhalten wie immer nach den fundamen-
talen Gesetzen und Grundsätzen des Völkerrechts einrichten werde.
7. Febr. (Kuba.) Antwort auf die deutsche Note v. 31. Jan.
Die Regierung erklärt dem deutschen Gesandten, daß sie ihr Ein-
verständnis mit dem Schritte der Kais. Regierung nicht aussprechen könne,