Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Dritter Band: Sachsen, Schwarzburg, Waldeck, Württemberg, Zollern. (3)

586 Einleitung. 52 
willen in einem Proteste Ausdruck gab, welcher, im schroffisten Anachronismus, 
das ganze Rüstzeug veralteter mittelalteriger Ansprüche noch einmal hervor- 
holte !), während preussischer Seits in Staats- wie in Privatschriften mit grosser 
Energie der Satz des modernen Völkerrechts geltend gemacht wurde, dass es 
jedem souveränen Staatswesen freistehe, aus eigener Bewegung seinem Herrscher 
einen beliebigen Titel beizulegen ?). In diesem Sinne verfocht das Recht des neuge- 
gründeten Königthums besonders der hallische Staatsrechtslehrer, Kanzler Jo- 
hann Peter von Ludewig in zahlreichen Schriften. Ebenso erfolglos wie der 
päpstliche Protest verhallte der des deutschen Ordens gegen die Annahme des 
Königstitels von einem Lande, welches dieser immer noch als sein rechtmässiges 
Eigenthum betrachtete. In Bezug auf Formulirung des Königstitels waren ver- 
schiedene Vorschläge gemacht: es war an einen „König der Vandalen“, einen 
König von Ostpreussen u. 8. w. gedacht worden, bis man endlich dem „König 
in Preussen“, als dem sachgemässesten Titel den Vorzug gab, da der Titel 
eines Königs von Preussen wegen der Herrschaft des Königs von Polen in der 
anderen Hälfte Preussens (Westpreussen) als bedenklich erschien. Erst seit 
dem J. 1744 wurde der Titel „König von Preussen“ geführt, welcher jedoch 
erst dann zur Wahrheit wurde, nachdem Friedrich der Grosse 1772 auch die 
westliche Hälfte Preussens zurückerworben hatte. Am 16. Dec. 1700 erliess der 
Kurfürst ein Manifest wegen Annahme der preussischen Königswürde, in wel- 
chem er die Mächte in Europa, insbesondere aber die Fürsten und Stände des 
Reiches aufforderte, ihn in seiner neuen Würde anzuerkennen. Am 15. Januar 
1701 liess er in Königsberg feierlich verkünden, „dass das bisherige souveräne 
Herzogthum Preussen zu einem Königreiche aufgerichtet und dessen Souverän 
Friedrich König in Preussen geworden sei“. Am 18. Januar 1701 setzte 
  
1) Clemens XI. an den Kaiser, den König von Frankreich u. s. w. d. d. Rom, 16. April 1701. 
Lünig, Reichsarch. Pars. spec. 8, 281. Breve an den Cardinal-Primas von Polen von demselben 
Datum (Epist. Clem. XI. 1, 44), Breve an den deutschen Ordensmeister vom 14. Mai 1701. An- 
sprache des Papstes an die Cardinäle: ‚‚Innotuit nobis .. . Fridericum marchionem Brandenburgicum 
nomen et insignia regis Prussiae, profano prorsus ac forte inaudito apud Christianos more, omni ec- 
clesiae Dei auctoritate cuntempta nec sine gravi juris, quod in ea provincia sacro ac militari Teutoni- 
corum ordini competit, violatione sibi publice arrogasse. Hoc sane factum, quantum apostolicae sedi 
injuriosum, quantum sacris canonibus, quibus haereticum principem antiquis potius cadere quam novis 
augeri honoribus constitutum est, adversum fuerit . . . explicare supervacaneum ducimus. Secire 
tamen Vos volumus, Nos Catholicos principes admonuisse, ne venerabilem sacramque regiam dignitatem, 
quae ut Dei singulare munus agnosci veraeque columen religionis atque ornamentum esse debet, in 
Acatholico principe vilescere patiantur‘. 
2) Die wichtigsten Schriften über die Annahme des Königstitels sind: Gründliche Remon- 
stration, warum das Kurhaus Brandenburg den Königlichen Titel über Preussen anzunehmen be- 
fugt und solches auch einem auderen an seinen innehabenden Rechten nicht präjudicirlich sei. 1700. 4. 
(In Thucelius Staatsakten T. I 8. 721 fl.) Repräsentation an Ihre Kais. Maj. nomine der 
Landkommenthureien und Kapitularien des teutschen Ordens, preussischen und deutschen Geblütes, 
wider den von Brandenburg sich beigelegten Titel: König in Preussen. 1700 (Thucelius Staatsakten 
T. 18. 769). J. P. von Ludewig, Kronwürdiger preussischer Adler. Halle 1701. 4. (In seinen 
kleinen Schriften 1705. S. 1—23). Derselbe, Vindiciae Prussicae adv. Militiae Teutonicae iniquum 
et malitiosum gravamen. Halae 1701. Derselbe, Naeniae Pontificis de jure reges appellando 
auctore Francisco Albani. Romae 1702, ins Deutsche übersetzt unter dem Titel: Ludewigs Anmer- 
kungen über des Papstes Klemens XI. gegen die preussische Krone gehaltene Rede (in seinem consil. 
Halse. T. II 8. 875 f.. Derselbe, päpstlicher Unfug wider die Krone Preussen. 1708 (in seinen 
consil. a. a. O.).
	        
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