Full text: Königlich Württembergisches Staats- und Regierungs-Blatt vom Jahr 1808. (3)

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Aufruf an das gutthaͤtige Publikum die Erbauung eines Schulhauses bei der armen Gemeine zu 
Bayerek durch milde Beitraͤge zu befoͤrdern. 
Bayerek, 
Winterbacher Stabs, Schorndorfer Obrramts Eberspacher Kirchsprengels, Göppinger 
ioͤcese. 
Die aus der Ermanglung eines eigenes Schulhauses, bei einer armen Gemeinde, ent- 
stehende Noth kann wohl nirgends drükender seyn, als sie gegenwärtig in Bayerek ist. 
Dieser Ort samt dem zur dasigen Bürgerschast und Schule gehörigen Filtal Unterhütt 
hat #1 Bürger und Wittwen. Beide Orte sind Atel Stunden durch Berge, Waldungen 
und beschwerliche Wege von der Mutter-Kirche zu Eberspach, und auf gleiche Weise bei- 
nahe von allen andern benachbarten Kirchen entfernt. Daher ist es in den rauhen Jahres-= 
zeiten nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen oft lange Zeit unmöglich, zu 
einer Predigt oder Kinderlehre zu kommen. In der Filial-Kirche zu Bayerek aber wird 
nach altem Herkommen des Jahrs nur fünfmal ein öffentlicher Gottesdienst gehalten, wo 
zur Belohnung des Pfarrers und Schulmeisters jedesmal von jedem Bürger 4 kr. eingezo- 
gen werden. Die intellektuelle und religisse Bildung der Gemeinde hängt also gröstentheils 
von der Schule ab, in welcher aber bisher wenig bewirkt werden konnte, weil die Schule, 
in Ermanglung einer eigenen Schulstube, bald in diesem bald in jenem Bauren-Haus 
neben der Haushaltung des Bewohners gehalten werden mußte. Nachdem jezt aber die 
Zahl der Schulkinder auf 52 angewachsen und keine Stube ausfindig zu machen ist, wel- 
che für den Schul-Unterricht ausschließlich gemiethet werden könnte; so fordert die drin- 
gende Noth zur Erbauung oder Erkaufung eines Schulhauses auf. Die dazu erforderliche 
Kosten aber sind bei der unbeschreiblichen Armuth der Gemeinde eine schwere Aufgabe. 
Die Gemeinde ist in ein enges Thal eingeschlossen, wo sie nur wenige und zwar rauhe Güter 
hat. Die Inwohner nähren sich meistens vom Taglohn in den benachbarten Waldungen 
und Flecken, oft in entlegenen Gegenden. Die Gemeinde hat keine Heiligen= Casse, und 
in Ermanglung eines Gemeinde-Waldes weiß sie kein Stämmchen Bauholz auf eigenem 
Grund aufzutreiben. Die Ausführbarkeit der Sache beruht also einzig auf der Milde un- 
sers allergnädigsten Königs, und auf der Gutthätigkeit des Publikums. Nachdem nun 
die Gemeinde zu Bayerek, durch die allergnädigste Genehmigung Sr. Königl. Ma- 
jestät, und durch ein preißwürdiges Geschenk aus der General-Staats" Casse, zur Erkau- 
fung eines Privathauses und Einrichtung desselben zur Schule aufgesordert worden ist; so 
wendet sie sich mit der allergnädigsten Genehmigung Sr. Königl. Majestät durch die- 
sen öffentlichen Aufruf, auch an das gutthätige Publikum, mie der flehentlichsten Bitte: 
daß so manche mit zeitlichen Gütern gesegnete Menschenfreunde, kinderlose Ehegatten, El- 
tern, die sich über die gute Schul= Anstalten ihres Orts freuen, oder vermittelst derselben 
bereits Freude an ihren Kindern erlebt haben, Schul= und Kinderfreunde rc. die Ausfüh- 
rung dieses Vorhabens durch milde Beiträge befördern möchten. Die Sammlung derselben 
und ihre weitere Auslieferung an das Burgermeister-Amt zu Bayerek, hat Hr. Kasten- 
pfleger Maier in Schorndorf übernommen, an welchen also die Beiträge adresstrt wer- 
den können. Von dem Ertrag dieser Sammlsung und von der Verwendung derselben wird
	        
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