Full text: Königlich Württembergisches Staats- und Regierungs-Blatt vom Jahr 1813. (8)

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sung auch nur einer einzigen der angegebenen Vorsichtsregeln, und was ihnen gleich ist, 
e Unglück über einen ganzen Ort, ja, über eine ganze Gegend bringen, so wie 
ingegen umgewendet schon mehrere Orte, welche mitten unter angesteckten Orten lagen, 
durch die besondere Thätigkeit ihrer Ortsvorsteher, und weil diese schlechterdings keine 
Unordnung duldeten, von der Sauche frei Feblieben sind. Um hierüber gar keinen 
Zweifel ü pig zu lassen, so will man hier alle Anstalten, selhe in dieser Hinsicht an 
den angesteckten sowohl, als nicht angesteckten Orten zu beobachten sind, bestimmt 
angeben, sodann aber auch mit um so größerer Aufmerksamkeit über ihrer Beobach= 
tung wachen. Und damit die Nothwendigkeit strenger Polizeigesese um so mehr jedem 
einleuchtend werde, so macht man folgende Beispiele der verschiedenen Arten der An- 
steckung hier allgemein bekannt. 
Daß bereits sschtbar erkranktes Vieh anderes gesandes anstecke, wenn dieses in die 
Nähe des ersteren kommt, ist durch so viele traurige Erfahrungen bekannt, daß es wohl 
überflüssig seyn würde, einzelie Beispiele hievon hier anzuführen; weniger bekannt hingegen 
wird seyn, daß selbst solches Vieh, welches nür in der Rähe von Kanzen, war, auch schen 
wieder anderes anstecken kann, ehe die Krankheit selbst bei ihm ausbricht, welches letz- 
tere gewöhnlich mehrere Tage, zuweilen erst ginige Wochen nach der Ansteckung ge- 
schieht; folgendes Beispiel wird dieses hinlänglich bestätigen. 
Im Herbste 1796 kam ein Paar Ochsen von der Vorspann aus Villingen nach 
Lustnau in seinen gewöhnlichen Stall zu anderem Vieh zurück; bei einer neben 
einem der Ochsen gestandenen Kuh brach die Uebergälle einen Tag früher aus, als 
bei dem Ochsen selbst. · 
Von diesen Thieren verbreitete sich nun die Seuche uͤber den ganzen Ort. Daß 
diese Kuh nur von dem Ochsen angesteckt seyn konnte, erhellt daraus: daß vorher die 
ganze Gegend auf viele Stunden um Lustnau her voͤllig frei von der Seuche war, 
und daß durch ein anderes Paar Ochsen die Seuche zu Fleicher Zeit nach Haßlach, 
Tübinger Oberamts, gebracht wurde, welches mit den Lust nauer Ochsen in einem 
Stall zu Villingen gestanden war, aus welchem kurz vorher alles Rindvieh durch 
die Uebergälle weggerafft wurde. 
Welch großer Nachtheil aus der unvorsichtigen Benutzung der Häute entstehe, 
wird fölgendes Beispiel zeigen: 
Als die Seuche im Sommer 2796 in Hemmingen ausbrach, wurde die Haut 
des zuerst daselbst Krankheitshalben getödreten Viehes, bei welchem der Besitzer nichts 
Ansteckendes argwohnte, einem Sattler in Ditzingen grün zur Bearbeitung überlie- 
fert. Wenige Tage darauf brach bei dem Rindvoteh dieses Sattlers die Seuche aus; 
man entfer#te dasselbe sogleich aus dem Orte, tödtete und verscharrte es; alles übrige 
Rindvieh in Dißingen blieb hierauf von der Seuche frei. , 
Sehrau»ssallenbwaskes,daßinderinnernStadtSchorndorßbieVochgers 
ber-welche-H.kutevonskrankenThiereninihreHäuferbrachtemzuerstjhrPIehdurch 
dieSeucheverlorenhabewauchdaßinVacknangzuerstberjenigevavcehstallani 
gestecktwordenip·’t,indeenNäheHäutevonkrankemPiehbearbeitetwurden. 
Deirfte man sich darauf verlassen, daß mit dem Fleisch der angesteckten und ge-
	        
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