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Vertreter leide, erklären Wir den schon in Unserem Reseripe vom 26. Mai b. J.
enthaltenen Vorbehalr náher dahin, daß, wenn die Mehrzahl Unseres Volks ducch
die Amts" Versammlungen oder auch durch seine Magistrate den Verfassungs-Ene-
wurf unrer den im gedachten Rescript enthaltenen Bestimmungen annehmen wird
Wir auch Unserer Seits den Verfassungs. Vertras als abgeschlossen ansehen) und
in Wirksamkeit setzen wollen.
Auch überlassen Wir densenigen Viril = Stimmführern, welche bei der nun auf-
geldstten Stände-Versammlung nicht persönlich gegen die Annahme der Verfassung
gestimmt haben) beyzutreten.
Jugleich wiederholen Wir die Zusscherung, daß Wir schon jest Unser getreues
Volk der Wohlthaten des Verfassungs-Entwurfs, in so weit dieser sich nicht auf
eine landständische Repräsentation bezieht) theilhaftig machen werden. "
Dagegen versprechen Wir Uns aber auch zuversichtlich), daß die Angehdrigen
Unseres vereinten Königreichs sich in Beobachtung ihrer Unterthanen= und Bürger-
Pflichten auf keine Weite irre machen lassen, sondern in ihrer Treue und Gehorsam
um so mehr beharren werden, als sede Widerseslichkeit und jede Störung der oͤffent-
lichen Ruhe und Ordnung nach der Strenge der Gesete werden geahndet werden.
Begeben Stuttgart, im Königlichen Geheimen Rath, den 5. Juni 1617.
Uuf Befehl des Königs.
Seine Majestät der König hat in Folge des Reseripts vom 26. Mai die Land-
stände wirklich entlassen, weil sie nach der unterm #. d. M. erfolgten Abstimmung,
den Verfassungs-Entwurf, ungeachtet der gegebenen Modifcationen, der Majoritat
nach nicht angenommen haben. ·
Obgleich dieses Benehmen der Landftaͤnde jedem urtheilsfaͤhigen Menschen, jedem
Verehrer des Königs, jedem getreuen Buͤrger und jedem Freunde des Vaterlandes
nicht anders als schmerzhaft seyn kann, so kann anderer Seits sedem zum Trost ge-
reichen, daf ein Verfassungs-Entwurf, welcher die liberalsten Grundsä-te ausspricht,
welcher als Grundlage alle Bedingungen enthält, die zum Gluck und zum Wohl-
stand eines Veolks erforderlich Kfud) ein Verfassungs-Eutwurf, welchen das ganze
Anuslaud mit Wärme aufgenommen hätte,, augenscheinlich nur durch die Leidenschaft-
lichkeit, den Eigennuh und den Irrthum verworfen werden konnte-
Unter den Stimmen der Mehrheic befinden ssch ag von den unter Württtember-
cher Regierung steh'aden Fürsten und Grafen, ungeachtek ihnen dieser Verfassungs-
ntwurf mehrere Rechte einräumt, als #e nach dem Buchstaben der Bundes-= Akte.
bätten in Anspruch nehmen können. 4
Hierdurch nicht befriedigt) verkennen sie ihren ganzen Standpunct) alle politi-
schen Verhältnisse, alle Forderungen der Zeit, weil sie nicht Staats-Genossen seyn
sondern einen Staat im Staare bilden wollen. Ihre vo#maligen Hintersassen, welche
durch den Constitutiono" Entwurf zu Staacs-Bürgern erhoben wurden, die Stimme
des ganzen Wolks moge ihre Unzufriedenheit mit der Regierung würdigen!