Full text: Betrachtungen über des Freiherrn von Closen Schrift: Die Armee als militärische Bildungsanstalt der Nation mit besonderer Rücksicht auf Bayern

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Hiezu kommen in diesen 3 Jahren noch 24000 Mann 
Reserven mit 6 wochentlicher Abrichtungszeit. 
Wird die 7 monatliche Abrichtungszeit angenommen, so sind 
alsdann von obiger Infanterie 
16000 Mann 6 Monate und 
32000 Mann 7 Monate unter den Fahnen vereinigt 
gewesen; für die Reserven aber tritt keine Veränderung ein. 
Der Zahl nach liefert uns also das vorgeschlagene System 
allerdings eine starke Infanterie, und je nachdem die Reserve- 
Pflichtigen der höheren Lebensjahre zugezogen werden, wächst 
diese Truppenmasse in einer sehr beachtenswerthen Progression 
an; allein wir dürfen nicht bloß nach einem nummerisch 
starken Heere trachten, sondern hauptsächlich nach einem voll- 
kommen kriegstüchtigen, wozu der Stoff in unserem Vater- 
lande in einer kernigen mannhaften Bevölkerung reichlich ge- 
geben ist. 
Diesem vortrefflichen Stoffe wird jedoch durch Baron 
Closen eine zu karg zugemessene Ausbildungszeit gewährt, und 
hierin sehen wir hauptsächlich das Bedenkliche seiner Vorschläge, 
denn nach unserer Ansicht, die wohl von allen erfahrenen Mili- 
tärs getheilt wird, liegt hierin die Ursache, daß eine auf solche 
Weise herangebildete Truppe keine Bürgschaft für günstige Er- 
folge gewähren kann, wenn sie einem Heere entgegengestellt 
werden müßte, welches durch eine mehrjährige Uebungszeit einen 
hohen Grad kriegerischer Ausbildung sich aneignen konnte, durch 
das starke Band strenger Diseiplin eng umschlossen, im Gebrauche 
der Waffen wohl geübt, an Ertragung der Kriegsbeschwerden ge- 
wöhnt, für alle im Kriege eintretenden Wechselfälle wohl vor- 
bereitet und mit Vertrauen zu seinen Führern erfüllt sst. 
Erzberzog Karl sagt in diesem Betreffe: „Muth und 
„Ueberlegenheit an Kräften verbürgen den Erfolg nicht, wenn sie 
„nicht durch Ordnung und Mannszucht unterstützt werden, und 
„wenn der Anführer nicht stets Meister seiner Truppen bleibt.“ 
General Clausewitz, dessen Schrifren als klassisch be- 
trachtet werden, spricht sich wie folgt aus:
	        
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