— 32 —
„weiß, welcher Geist der Erbitterung im Volke lebte, wie er es nur
„den einen Gedanken hatte, sich von dem feindlichen Joche zu
obefreien, welches sieben Jahre auf demselben lastete, woraus
„die Begeisterung und Hingebung erwuchs, die zu allen Opfern
#bereit war, als der König das Volk zu den Waffen rief. Eine
„solche Gesinnung erlanbt nicht, den gewöhnlichen Maßstab an
„Verhältnisse zu legen, die unter andern Umständen nicht stich-
O„haltig sein können.
„Jene schon erwähnte sechsmonatliche Dienstzeit in Preußen,
„— das sogenannte „Krümper-System“ — war eine ihrer
„ganzen Natur nach vorübergehende Einrichtung. Sie bestand
„darin, daß bei sehr starkem Präsentstande der Linien-Bataillone
„alle sechs Monate Rekruten eingestellt, nach diesem Zeitraume
„entlassen und sofort durch andere ersetzt wurden. Es leuchtet
„ein, daß ein solches unausgesetztes Rekruten-Ererzieren das
„Material, dem diese Ausbildung obliegt, d. h. die Offiziere
aund Unteroffiziere in hohem Grade abnützt, so daß schon hier-
„aus die Unmöglichkeit folgt, ein solches System auf die Dauer
„beizubehalten.
„Das erste Auftreten der Landwehr, die 1813 nach kaum
„dreimonatlicher Ausbildung dem Feinde entgegenstellt wurde,
„führte bei Löwenberg und Culm Verluste mit sich, die eben
#nur dieser, wenn auch unabwendbar übereilten Formation zu-
„geschrieben werden müßen. Niemand wird deßhalb auf diese
„Theile der Landwehr einen Stein werfen wollen, denn an eine
„kurz exerzirte, noch in der Disciplinirung begriffene Truppe
darf kein zu hoher Maßstab gelegt werden.
„Nachdem die Landwehr durch Zeit und Siege „feuer-
fest“ geworden war, hat sie Gleiches mit den Linien-Truppen
„geleistet.
„Ob aber die Erfolge, wie wir sie von dem Krümpersystem
„und von der Landwehr des Jahres 1813 gesehen haben, erreich-
„bar gewesen sein würden, wenn nicht jener hohe moralische
„Aufschwung durch die Verhältnisse herbeigeführt worden wäre
„— dieß dürfte wenigstens zweifelhaft sein. Am schlagendsten