148 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
die im Verband des XVIII. Armeekorps kämpften, waren am 22. August
bei Maissin in der Mitte der Schlachtlinie auf vierfache Ubermacht gestoßen
und hielten bis in die sinkende Nacht stand, um im Morgenrot mit dem Ge.
walthaufen zum Gegenstoß überzugehen. Das II. französische Korps geriet
schon bei diesem ersten Begegnungsgefecht in Unordnung und schwere Be.
drängnis, verlor die Fühlung mie dem Nachbarkorps und trat in der Nacht
auf eigene Faust den Rückzug an. General de Langle ersuchte den Generalissi-
mus um Unterstützung. Vergebens rief Joffre auf de Langles Gesuch ein
Korps von der 2. Armee herbei, die um diese Zeit im Rückzug von Saar-
burg auf ihre Grundstellung begriffen war. Die Schlacht war nicht mehr zu
retten. Schon war die Verbindung mit der Flankengruppe der 5. Armee
vollständig verloren gegangen. Zwischen Givet und Gedinne klaffte eine
Lücke, die um jeden Preis geschlossen werden mußte, um den Rückzug hinter
die Semois zu ermöglichen und die Maaslinie zu decken. Castelnau, selbst
schwer bedrängt und schon auf Nanch zurückgeworfen, lieh trog eigener
Not zwei Divisionen her, die Hals Über Kopf an den Unterlauf der Semois
gebracht wurden und den Rückzug auf die Maas sicherstellten.
Auch der rechte Flügel der französischen 4. Armee war übel empfangen
worden. Zu beiden Seiten von Neuschäteau angeordnet, erfolgte der An-
griff der linken deutschen Flügelgruppe. Das VI. Armeekorps war der
4. Armee zugeteilt worden und führte unter dem Befehl des Generals
von Prigelwitz den Stoß von Leglise in der Richtung Rossignol—Tin-
tigny mit solcher Wucht, daß der starke Feind, de Langles II. Korps und
Kolonialkorps, vollständig über den Haufen gerannt wurde. Zahlreiche
Gefangene und Geschütge blieben in der Hand des VI. Korps. Als die
französische Mitte bei Paliseul, südlich von Maissin, auseinanderbrach, der linke
Flügel, nochmals geschlagen, sich zu enescharen drohte, dort AUmfassung reifte
und auch Hiobsbotschaften vom Stand der Dinge auf dem rechten Flügel und
von der Armee Ruffey eingingen, war die Schlacht unwiderruflich verloren.
In einzelnen Gruppen krat die Armee de Langle den Rückzug an, überschritt
die Semoislinie und ging auf Befehl Joffres gegen die Maas zurück.
Die Schlacht bei Longwy
Auch die Kampfgruppen, die auf deutscher Seite südöstlich Neufchäteau,
zwischen Arlon und Diedenhofen, auf französischer Seite zwischen Verdun
und Montmidy aufmarschiert waren, hatten am 22. August die Klingen ge-
kreuzt. Die vom Oeutschen Kronprinzen geführte 5. Armee war rechts und
links an Longwy vorbei zum Angriff geschritten und überrannte in stürmi-
schem Anlauf die ihr aus der Linie Audun—Monemédy entgegentretenden
Korps der Armee Ruffey. «