184 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
zum Flankenschug zurückgelassenen IV. Reservearmeekorps und der Masse
der Armee die Entfernung schon auf mehr als 15 Kilometer angewachsen,
doch das war zu ertragen, da das II. Korps die Verbindungslinie Meaur—
Coulommiers fest in der Hand hielt. Es schien also lein Grund vorhanden
zu sein, die Vorbewegung einzustellen, die am 6. September zur ersehnten
Entscheidungsschlacht führen mußte. Im Süden und Südosten wartete der
Feind, den man rasch zu fassen hoffte: Daß er im Nordwesten und Südwesten
schon seit dem 4. September lauerte und nun zur Schlacht nach rechts schwenkte,
daß also die Leere westlich der Straße La Fert-Gaucher—Provins nur eine
Lücke zwischen der 5. französischen Armee und der englischen Armee war,
letztere sogar erst die innere rechte Flügelgruppe der beiden mit der Fron:
nach Osten aufgestellten Umfassungsarmeen bildete, entzog sich anscheinend
immer noch der Kenntnis der deutschen Armeeleitung.
Oa schallte am Abend des 5. September, also am Vorabend der er-
warteten Schlacht, plötlich Gefecheslärm in der rechten Flanke der 1. Armee.
ODas IV. Reservearmeekorps, das auf dem rechten Ufer des von Norden nach
Stüden ziehenden Ourcq stand und die Linie Marcilly—Penchard besetzt
hatte, war zwischen Meaux und Nanteuil von Westen her angefallen worden.
Die Armee Maunoury hatee die Schwenkung um ihren rechten Flügel
ausgeführt, auf dem drei Reservedivisionen unter Lamaze fochten, während
der schwenkende Flügel vom VII. Korps gebildet wurde, das kämpfend
über Louvres auf Bouillancy vorrückte. Die Gefechte erfaßten schon in der
Nacht auf den 6. September das ganze IV. Reservekorps und deuteten
auf stark überlegene Kräfte, deren erster Angriff aber so scharf abgewiesen
wurde, daß Lamaze auf seine Ausgaongsstellungen zurückgeworfen wurde.
Der nächste Morgen brachte mit der Sonne des ersten Schlachttages
strategische Klarbeit. Es handelte sich nicht um einen Ausfall der Pariser
Deckungstruppen, sondern eine unbekannte Armee war gegen den Ourcq
und das vereinzelte IV. Reservearmeekorps im Anmarsch. Schon waren
drei Reservedivisionen gegen seinen linken und das VII. Korps gegen seinen
rechten Glügel in den Kampf gerreten. Die HLage war mit einem Schlag ins
Gegenteil verkehrt. Ehe sich diese UAmkehrung geltend machte, geriet das an
der rechten Spitze marschierende II. Armeekorps an englische Kräfte, die
überraschend aus dem Walde von Crécy heraustraten, um die Pommern
ebenfalls in der Flanke zu fassen. Joffres Spiel hatte begonnen.
Die 6. französische Armee schrite nach den Borabendgefechten am Morgen
des 6. September auf der ganzen Linie zu schwungvollem Angriff und suchte
das deutsche Flankenkorps kurzerhand in den Ourcq zu werfen und hatte den
Befehl erhalten, den Fluß bei Lizy zu überschreiten. Maunourys rechter
Flügel ging auf der Linie Monthyon—St. Soupplets, die Mitte gegen
Duisieux—Winey und der linke Flügel zur Amfassung gegen Acy—Eta-
vigny vor. Bald sah sich das IV. deutsche Reservekorps westlich von