Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Die Kämpfe in der Lücke von Rebais 193 
Die Franzosen konnten sie nicht fassen und griffen von vorn an. Sie nahmen 
Montceau und kamen vor Chatillon-sur-Morin zum Stehen. 
Bis zum späten Abend mühte sich Franchet d'Espéreys I. Korps, das 
diesmal in der Mitte focht, um das Dorf. Schließlich wird es durch eine weit- 
ausholende Umfassung, die den Wald von La Noue durchquert und die Ver- 
teidiger in der Flanke bedroht, zu Fall gebracht. Aber vergeblich versuchte der 
französische Führer die im ersten Anlauf erfochtenen Erfolge auszugestalten. 
Es ist Nacht geworden. Im dichten Walde von Gault, der die Zu- 
gänge von Monitmirail beherrscht, hat Bülows X. Reservekorps Wurzel 
geschlagen und hält unerschüctert stand. Die Nacht setzt dem Kampf kein 
Jiel. Blutige Dorf- und Waldgefechte erfüllen die Gegend südlich Mont- 
mirai—Esternay und gipfeln in dem Ringen um den Brückenkopf Esternay, 
der von deutschen Nachhuten gehalten und vom X. Korps d'Espéreys ge. 
nommen wird. Er war von Bülow lang genug behauptet worden, um dem 
linken Flügel Klucks und seinem eigenen rechten Flügelkorps Zeit zu geben, 
auf Rebais—Montmirail zurückzugehen und sich dort einzurichten. 
In welchem Zeitpunkt und in welchem Maße hier der deutsche An- 
griffswille durch die Vorgänge am Ourcq und die strategische Rückbewegung 
des II. und IV. Korps unterbunden worden ist, wissen wir nicht, aber schon 
am Abend des 6. September sind offenbar auch das III. und IX. Korps 
vom Rückzugsbefehl des Armeeführers erreicht und in Staffeln über den 
Grand Morin zurückgenommen worden. Diese Nückbewegung erfolgte 
nach freiwillig abgebrochenem Gefecht. Das Kavalleriekorps Comeau 
versuchte den Rückzug der deutschen Truppen zu stören und ihnen 
in die Flanke zu kommen. Auch die englische Kavalleriedivision de Oisle 
ritt an. Aber die deutsche Heereskavallerie duldete keinen Einbruch 
und hütete die Ubergänge des Grand Morin, bis das IXK. und III. Korps 
die Linie La Ferté-Gaucher—Montmirail wieder erreicht hatten. 
Die JZurücknahme des linken Flügels Klucks war durch die Schlacht am 
Ourcq bedingt worden, wo sein II. Korps und sein IV. Reservekorps am 
7. September ums Leben und vom 8. September an zusammen mit dem 
IV. Korps um den Sieg kämpften, der erfochten wurde, obwohl Kluck den 
Rückzugsbefehl erhalten hatte. Die Lücke zwischen Rebais und dem Ourcq war 
durch die Kavalleriekorps Marwigt und Richthofen, die Lücke von Rebais bis 
Esternay wurde durch das III., IV. und IX. Korps ausgefüllt. Als das 
IV. Korps die Hochfläche von Rebais geräumt hatte, um am Ourcg die 
Entscheidung zu bringen, bildeten das III. und IX. Korps ösllich von Re- 
bais auf der Hügelflur von Montolivet zwischen Rebais und Montmirail 
eine neue Schlachtlinie und machten hier zugleich gegen Südwesten und 
gegen Süden Front. 
Die Gefechte, die am 6. September und in der Dacht geliefert worden sind, 
haben die 5. französische Armee stark in Anspruch genommen. Sie ließ es bei 
Stegemanns Geschichte des Kriegen. I. 13
	        
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