Die Kämpfe bei Montmirail —Sézanne 195
des rechten Flügels, die Schlacht an. Er hatte die ihm entgegentretenden Teile
der Armee Franchet d'Espérey und der Armee Foch am 6. September in der
Frühe kräftig angegriffen und ihre Offensive am Südufer des Grand Morin
fesegehalten. Als seine rechte Flanke durch die Zurücknahme der Armee
Kluck bedroht schien, wies er das XK. Reservekorps an, auf Mont-
mirail zurückzugehen, und schob das VII. Armeekorps dahinter in
eine gestaffelte Stellung. So wurde nördlich von Monemirail ein Ver-
teidigungshaken nach Westen gebildet, wo die Engländer und Teile der
Armee d’'Espérey dem strategischen Rückzug Klucks, der noch nicht als Abzug,
sondern als eine Versammlung und Neuordnung der Kräfte im Feuer der
Schlacht erschien, so vorsichtig und zögernd folgten, daß Bülow seine Flanken-
stellung in Ruhe zurechtmachen konnte. Franchet d'Esperey bekam noch
anderes zu tun, denn Fochs linker Flügel geriet schon am 7. September in
Gefahr, eingedrückt zu werden. Bülow hat ihn plötlich mit Wucht an.
gegriffen. Franchet d'Esperey mußte ihm das X. Korps zu Hilfe schicken,
dieses konnte aber nicht an Gaule vorbei und wurde dort so verstrickt, daß
auch das I. Korps nach rechts abgelenkt werden mußte. Auch die 5. fran-
zösische Armee sah sich also um einheitliches Wirken und rücksichtslose
Durchführung des operativen Gedankens betrogen und in quirlende Gefechte
verstrickt.
Am 8. September wurden die Gegenangriffe der Armee Foch abge-
schlagen und in siegreichen Kämpfen der Grand Morin überschritten, während
der rechte Flügel der 2. Armee auf der Stelle trat. Schon jegt war eine Ourch-
brechung der französischen Mitte in Sicht, die nicht nur Fochs rechten Flügel,
sondern damit auch die ganze französische Schlachtfront zerreißen und die
UAmfassung am Ourcq und Grand Morin vollends wertmachen konnte. Zwar
hatte die englische Armee nach dem geschickten Ausweichen des II. und
IV. Korps endlich die Schwenkung von Osten nach Norden vollzogen und
sich nach ihrem Luftstoß wieder zurechtgefunden und der Rückzug des linken
Flügels Kluck den linken Flügel d’Espéreys freigemacht, aber stark gefährdet
war die Lage der Deutschen dadurch nicht. Auch die 2. Armee war nicht in
Bedrängnis, obwohl sich das XVIII., III. und I. französische Korps, also
nahezu die ganze Armee d'Espéreys, nun gegen Montmirail und die Rechte
Bülows in Bewegung sesten.
Das X. NReservekorps und das VII. Korps verteidigten die llassischen
Schlachtorte von 1814 ohne zu wanken. In dem zerfurchten Gelände, wo
Gehöfte, Gebüsche, Wasserrisse und Schluchten die Verteidigung erleichterten,
wogte das Gefecht hin und her, ohne daß die Franzosen vom Fleck kamen.
Das X. Korps und die Garde gingen von Monemort und Bergeres-le.-Vertus
vor. Auch der Name Champaubert flammte noch einmal im Schlachten.
feuer auf, als die Marokkaner südlich von Napoleons Siegesstätte im Gegen-
angriff vorbrachen, um die Hannoveraner zum Stehen zu bringen.