Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

206 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914 
ganze Kraft zur Abwehr des Durchbruchs bei Bar-le.--Duc nötig hatte. 
Ebensowenig gelang es der 5. deutschen Armee, in diesem schwierigen 
Gelände in kurzer Frist einen Erfolg zu erzielen, der Sarrails Verteidigung 
ganz aus dem Halt gedrückt hätte. Verdun widerstand auf das kräftigste. 
Es hatte sein Vorfeld bis Etain, Azannes, Bethincourt und Avocourt 
binausgeschoben und befestigt und hielt in dem zerschnittenen Gelände der 
Maashügel und der verfilzten Argonnenwälder so viel Artillerie verborgen, 
daß die deutschen Kanonen nicht dazu kamen, gegen den Panzergürtel zu 
wirken. Die Zertrümmerung einiger Kuppeln weit vorgeschobener Forts 
vermochte die Widerstandskraft des Plagtzes nicht zu erschüttern, der der 
Armee Sarrail als eiserne Schulterstütze diente und zum Eckstein der ganzen 
französischen Kampflinie geworden war. Als Fort Troyon am 9. Sep- 
tember verstummt lag, war es für die Deutschen zu spät, hier noch einen 
durchgreifenden Erfolg zu suchen. Die Marneschlacht war schon abgebrochen. 
Eine Fortführung der Operationen am Ornain und sidlich der Argonnen 
wäre verhängnisvoll geworden. 
General Sarrail stand mit dem Rücken an die Maas und mit dem 
linken Flügel an den RKhein Marne-Kanal gelehnt, in einer Stellung, 
die ihm MRaum genug zum Ausweichen ließ, ohne ihn der Nochade- 
linien Verdun—Commercy—Toul und Bar.le-Duc—Commercy zu be- 
rauben. Rücken an Rücken mit der Armee Castelnau, die jenseits der Maas 
und der Meurthe am Mont Couronné dem Ansturm der 6. Armce standbielt, 
während Dubail sich unter Bodenverlust an der Mortagnelinie festklammerte, 
foche die 3. französische Armee den Kampf in der Verteidigung aus. 
Die Aufgabe der Kronprinzenarmee wurde mit jedem gewonnenen 
Schritt schwieriger, denn die Argonnen senken sich der Aisne zu gegen Westen 
und Norden und stellen dem von Norden nach Süden vordringenden Feind 
immer schärfer geschnittene Höhenzüge, immer dichter verwachsene Erdrisse 
entgegen, die dem Verteidiger ideale Stellungen bieten. Troctzddem war die 
5. deutsche Armee bis Revigny und Baubécourt gelangt und erreichte damit 
auf dem rechten Flügel den Ornainabschnitt und den Rhein-Marne-Kanal, 
auf dem linken Flügel die Quelle der Aisne und die Südwestfront von Berdun. 
Am 9. September überschritt der deutsche Angriff die Linie Revigny— 
Ablaincourt—St. Andrée. General Sarrail ward allmählich in der Nich- 
tung auf Bar-le. Duc—WVavincourt—ierrefitte zurückgedrängt, aber der 
Ourchbruch lag noch in der Ferne, und die Maasfesten konnten wohl zer- 
trümmert, aber niche besetzt werden, solange die französische Feldarmee da- 
hinterstand. 
Waldgefechte ohne Ausblick und Ende zerreiben die Kräfte. Aber 
während die Franzosen in eigenem Cande kämpfen und ihre Grundstellung 
dicht im Rücken haben, entfernen sich die Deutschen mit jedem Schrite 
weiter von ihren Werbindungen.
	        
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