208 Der Feldzug im Westen bis zum 15. September 1914
2. deutsche Armee zwischen Dormans und Epernay den verhängnisvollen
Fluß. Die 3. Armee v. Hausen wurde stärler ins Gedränge gebracht und
bewerkstelligte ihren Nückzug zum Teil in Wettmärschen mit dem Verfolger,
der auf Parallelstraßen vorwärts strebte, um die Sachsen und das RIX. Korps
noch im Marnebogen zu ereilen. In Kompagnien und Bataillone gegliedert
machten die sächsischen Nachhuten Front und boten dem hiig nachdrängenden
Feind die Stirn. Sie mußten Mann für Mann überwältigt werden und
erkämpften der Masse der Armee mit ihrem Leben den Rückzug über die
Marne. Marschkreuzungen der Korps der 2. und 3. Armee wurden mit
zäher Geduld überwunden und die Ordnung troh der heftigen Nachhutgefechte
aufrechterhalten. Als die Marne zwischen Epernay und Chälons überschritten
war, lag das Schlimmste hinter den abziehenden Kolonnen. Die 4. Armee
hatte Viery lange genug gehalten, um geordnet abzurücken, wurde aber
in den Wäldern nördlich des Ornain in der Richtung auf St. Menehould
zu scharfen Rückzugsgefechten genötigt. Ersichtlich wuchs die Kampfes-
stimmung der Franzosen, die sich im Vollgefühl des Sieges befanden und
lebhaft zu folgen verlangten. Auch hier bot den Franzosen die Artillerie Halt
und opferte sich für die abziehenden Truppen. Die 5. Armee verwandite drei
Tage auf den Rückzug von Revigny auf Varennes und bewerkstelligte ihn
troh der von zwei Seiten nachdrängenden 3. französischen Armee und der
Flankenangriffe aus Verdun, ohne zwischen Aisne und Aire in Zerrüttung
zu verfallen. Das XVI. Korps deckte diesen Rückzug durch die Waldschluchten
der Argonnen in hingebender Weise und opferte ganze Batterien, bis er
vollständig vollzogen und der Belagerungspark vor WVerdun in Sicherheit
gebracht war.
Nördlich von Verdun reichte die 5. Armee alsbald dem dort stehen-
gebliebenen V. Reservekorps die Hand und zog auch das V. Armeekorps
wieder an sich. Die 6. Armee wich vom Mone Couronné und der Meurthe
auf die Grenze und Meh aus und stellte dadurch die Verbindung mit der
5. Armee und den an der Aisne versammelten Armeen her.
Der allgemeine Rückzugsbefehl hatte die südlich der Marne verstrickten
Armeen Kluck, Bülow, Hausen, Herzog Albrecht und Kronprinz auf eine
ausgesuchte Stellung am Nordufer der Aisne zurückgerufen, auf die auch
schon das VII. Reservekorps von Maubeuge und das XV. Korps aus den
Vogesen im Anmarsch waren.
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Die 6. Armee gab das blutgetränkte Schlachtfeld am Mont Couronns
bei Nancy am 10. September auf. Sie hatte sich mit dem rechten Elügel
Über Eply und Mousson auf St. Genevieve—Loisy, mit der Mitte auf
Amance und mit dem linken Flügel auf Erbéviller—Réméréville vorge-
kämpfe und hielt diese modernste französische Wehrstellung schon fest im